Die Verschiebung der Lieferketten wird beschleunigt

China ist fest im Griff einer anscheinend hoch ansteckenden Krankheit. Ihre bisher ergriffenen Maßnahmen sind drakonischer Natur und in ihrem Umfang wahrscheinlich einmalig. Sie werden eindeutig ihre Spuren in den internationalen Lieferketten hinterlassen.


Lage in China


Kurz zur Einordnung der Lage in China, anhand dessen was wahrscheinlich verlässliche Information ist.

  1. Zig Millionen Menschen, in mehreren Provinzen sind von den Quarantäne Maßnahmen betroffen.
  2. Die Unternehmen sollen bis zum 10.02.2020 die Arbeit nicht wieder aufnehmen.
  3. Laut chinesischer Regierung sind mittlerweile fast 6000 Krankheitsfälle bekannt.
  4. Internationale Fluggesellschaften haben die Verbindungen zu China gekappt.
  5. Mongolei hat die Grenzen zu China geschlossen, zu Russland sollen Reiseeinschränkungen herrschen, wie auch zu Hongkong und Vietnam.

Das ist schlimm und wahrscheinlich ist die Lage wesentlich ernster, als es das Kommunistische Regime zugeben will und kann.

Egal, hier möchte ich auf die Lieferketten eingehen, die sich schon seit einigen Jahren in einer Neuordnung befinden.


Die Stimmung der ausländischen Unternehmer kippt


Stimmen von Unternehmern, die ihre Produktion teilweise oder ganz in China haben (Quelle: Harris Bricken):

  • Ich bin fertig mit China, für immer. Was habe ich mir dabei überhaupt nur gedacht?
  • Ich bin fertig mit der Produktion in Übersee. Ich werde alles nach Hause zurückholen
  • Ich habe das vergangene Jahr damit verbracht, meine Lieferkette zu diversifizieren, Doch jetzt muss ich realisieren, dass das alles „Scheixx“ war. Vietnam und Thailand werden davon betroffen sein bevor wir es auch nur wissen. Ich hätte meinem Instinkt folgen sollen in Portugal die Produktion aufzunehmen, doch schreckten mich die extra Kosten ab. Was für ein Idiot ich doch war.

Ich denke die Stimmung der Unternehmer wird deutlich. Sie scheint gekippt zu sein.


Auswirkungen auf die Lieferketten


In der Provinz Hubei sind z.B. laut Danielle DiMartino Booth 1016 Zulieferer Firmen für westliche Unternehmungen tätig. Das macht die Provinz zu einem wichtigen Baustein innerhalb der Internationalen Lieferketten. Insgesamt sollen 44 US Amerikanische und 40 Europäische Unternehmungen davon betroffen sein. Zusätzlich ist die Stadt Wuhan ein wichtiger Verkehrsknoten, der jetzt unterbrochen ist.

Da die Krankheit sich schnell ausbreitet und mittlerweile fast alle Provinzen Chinas betroffen sind, kann man davon ausgehen, dass sich die drakonischen Maßnahmen auch ausbreiten und die Lieferketten weiter beeinträchtigt werden.


Sie stimmen mit ihren Füßen ab


Schon zuvor sind viele Unternehmen mit ihrer Produktion nach Taiwan, Vietnam, Thailand und oder Indonesien ausgewichen. Der Trend heraus aus China ist eindeutig und wohl nicht umkehrbar.

Die Unternehmen stimmen mit ihren Füßen ab, denn neben dem Diebstahl des geistigen Eigentums, sind es auch die Gesetzgebung, Regularien, Repressionen und mangelnde Rechtsstaatlichkeit, die sie schon seit einigen Jahren dazu zwingen. Nicht erst, seitdem Präsident Trump den Druck auf China erhöht und im nicht Handelskrieg Handelskrieg die Zölle stark angehoben hatte.

Jetzt erkennen die Unternehmer, dass sie sich auch von Asien her diversifizieren müssen. Mittel- bis Langfristig ist das ein gutes Signal für andere Standorte. Diese könnten sich dann vermehrt in Ost- und Südeuropa wiederfinden und oder in Südamerika, wobei hier wahrscheinlich Mexico der größte Profiteur sein wird, sollte es dazu kommen.

Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die jetzige Coronavirus Epidemie einen tieferen Fußabdruck auf der Weltwirtschaft hinterlassen wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass es auch zu einem Einbruch an den Märkten kommen muss.

Es reifen in der Welt zwei Erkenntnisse heran:

  1. Bei den Unternehmungen wird es deutlich, dass das kurzfristige einsparen von Kosten durch Outsourcing zu einer hohen Fragilität ihrer Lieferketten führt. Ein Umstand der das Überleben einer Unternehmung gefährden kann und damit vermieden werden muss.
  2. Manchen Regierungen / Staaten ist es bewusst geworden, dass die Nationalen Interessen nicht identisch sind mit den Interessen ihrer größten Unternehmen. Arbeitsplatzverlagerung in Billiglohnländer fördert zwar den kurzfristigen Gewinn einzelner großer Unternehmen, schadet jedoch der gesamten Volkswirtschaft.

Diese beiden Punkte werden sich in den kommenden Jahren gegenseitig verstärken. Es werden mit der Zeit immer mehr Unternehmen & Staaten diesen Weg einschlagen. Weg von dem Ideal des Liberalismus, dem völlig neutralen Markt, hin zu einer Art an der Realität orientierten Merkantilismus.

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