DAX und Zinsen – Markteinschätzung | Das Billionen Risiko

Weiterhin kennen die Renditen in Amerika nur eine Richtung. Mittlerweile stehen sie sogar vor einem Mehrjahreshoch. Diese Situation ist, anders als in einigen Medien dargestellt, längst noch nicht bedrohlich. Doch eines ist es sehr wohl: ein Grund genauer hinzuschauen.

Der Zusammenhang zwischen Kursen am Aktienmarkt und den Zinsen ist Ihnen als Leser von Trading-Treff natürlich bekannt. Dabei sind sowohl die Auswirkungen auf die Unternehmensbilanzen, wie auch die relative Attraktivität schon oft thematisiert worden. Aus diesem Grund sollten man sich nun aber genauer anschauen, wie sich dieser Anstieg der Zinsen äußern kann. Aus diesem Umstand heraus leite ich dann meine Markteinschätzung zum DAX ab.

 

Anstieg der Renditen mit Verzögerung in Unternehmensgewinnen

 

Da Unternehmen oftmals ein sehr gut aufgebautes Kreditportfolio und so viele unterschiedliche Fälligkeiten ihrer Refinanzierungen haben, wirkt ein Anstieg der Marktzinsen niemals sofort deutlich auf die Unternehmensergebnisse ein. Die Gefahr von deutlich schlechteren Ergebnissen in der nächsten Berichtssaison ist damit zwar latent durch die spezifischen Rahmendaten gegeben, aber wird in diesem Falle nicht durch den Marktzins erzeugt. Warum also sind die Märkte so nervös?

 

Der Kapitalmarkt kennt keinen Stress mehr

 

Das Hauptproblem liegt neben der nur minimal schlechter gewordenen relativen Attraktivität zwischen Aktien und Anleihen an einem anderen Punkt. Es ist und bleibt der über Jahre verhinderte „Stress“. So sinnvoll die QE Maßnahmen zur Überwindung der Krise waren, so lange ist der Ausstieg überfällig. Die möglichen Auswirkungen hat ORBP in seinen Artikeln zur Volatilität bestens dargelegt.

Über Jahre war eine der profitabelsten Strategien am Markt der Verkauf von Optionen, selbst zu minimalen Risikoprämien. Doch wie kann man diese Strategie übersetzen?

Der Verkauf von Optionen mit nur noch minimal erwarteter Schwankungsbreite ist nichts anderes, als das eigene Ergeben des Status quo. Solche Situationen waren schon immer gefährlich. Während Zinsen lange Zeit nicht mehr existent waren suchten die Anleger nach Ersatzgeschäften. Dividenden waren dabei nur ein Anfang. Denn trotz einer recht stabilen und sich verbessernden Ausgangslage für Dividendenaktien, gab es trotzdem zum Teil heftige Probleme bei manchen Einzelwerten. Als Beispiel sei E.ON und RWE angeführt. Aus diesem Grund wurden die Stillhaltergeschäfte, so nennt man die Verkäufe von Optionen, immer beliebter.  Doch was können wir für den Markt daraus ableiten?

 

Ausblick auf den DAX und die Zinsen

 

Die Zinsen sind in den letzten Monaten deutlich gestiegen. Allerdings stehen wir kurzfristig vor einem technischen Kaufsignal in den Bonds. Trotzdem bleiben die Aussichten für die Zinsen eher bullish. Immerhin gibt es ein paar Inflationstendenzen, die das wirtschaftliche Umfeld so noch nicht spiegeln. Es wird wohl noch ein paar Wochen oder Monate dauern, bis die ersten großen Medien mit dem Begriff Stagflation liebäugeln werden.

 

Stagflation – Entstehung und Auswirkung auf unser Geld

 

Die Seite von CNBC stellte bereits das Wort Stagflation in diesem Kontext dar. Allerdings wäre dieses Eigenart unseres Wirtschaftssystems aus heutiger Sicht zwar wieder denkbar, doch noch nicht sehr wahrscheinlich. Doch eine weitere Gefahr haben wir noch nicht besprochen – das Billionen Risiko!

Das Billionen Risiko in den Anleihen

Neben den Auswirkungen die offensichtlich sind und nun bereits erläutert wurden, gibt es weitere. Immerhin stellen Anleihen zwar auf der einen Seite einen Berg an Schulden dar, doch gibt es auch die andere Seite der Medaille. Anleihen sind auch Vermögen, wenn auch nur auf dem Papier. Dieser gigantische Berg an Schuldtiteln, stellt für das „gefühlte“ Vermögen ein riesiges Risiko dar. Die Gefahr eines Zinsanstiegs auf die Vermögenswerte kann also gar nicht überschätzt werden. Ray Dalio von Bridgewater sieht an dieser Stelle ein Billionenrisiko!

Doch was ist mit den Aktien?

Aktienmärkte – technisch angeschlagen

Die Zinsen verschlechtern weiterhin die relative Attraktivität der Aktien. Doch bisher sind diese Einflüsse noch nicht wirklich schlagend geworden. Solange der Dividenden-DAX (DivDAX) den Deutschen Aktienindex (DAX) outperformen kann, sind die letzten Rücksetzer tatsächlich eher über den allgemeinen Zustand zu erklären, weniger mit dem Zinsanstieg.

 

DAX und Zinsen - Markteinschätzung
DivDAX vs. DAX

 

Daher kann man festhalten, dass die Märkte im aktuellen Stadium tatsächlich „nur“ in einer technischen Gegenbewegung zur starken Aufwärtsbewegung der letzten Jahre sind. Auch wenn viele Analysten die Zinsen gern in den Fokus rücken, sind diese bisher nicht der wahre Grund dieser Korrektur.

Es ist aus heutiger Sicht sehr wahrscheinlich, dass der Markt sich nach ein paar heftigen Korrekturen wieder fangen wird. Erst wenn der DivDAX oder stellvertretend die Dividenden-Fonds deutlich schlechter als der Gesamtmarkt laufen würden, wäre aus einer technischen Korrektur, eine wirkliche geworden. Doch soweit ist es noch nicht.

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