Buyback-Programme: Ein nie dagewesener Raubzug

Ratlosigkeit und Underperformance im Management finden ihren Ausdruck in den Buyback-Programmen. Diese werden, wie zuletzt berichtet, in diesem Jahr einen neuen Höchststand erreichen und damit auch die Kompensationen des Managements. Es gibt anscheinend einen Zusammenhang zwischen oligopolistischen Marktstrukturen, Buyback-Programmen und der Bezahlung des Managements.

 

Buyback Q1 Übersicht

Bisher wurden von den Unternehmungen, die im S&P 500 enthalten sind, ca. $158 Milliarden an Buybacks gemeldet. Die Buyback Liste wird, wie so oft, von Apple angeführt. Apple allein hat im Q1 Aktien im Wert von über $20 Milliarden zurückgekauft.

Auf dem zweiten Platz folgt Amgen mit im Vergleich zu Apple, mickrigen $10 Milliarden. Wie von Platz eins zu zwei, so ist auch der Sprung von Platz zwei zu drei gewaltig.

Platz drei wurde von der Bank of America mit Buybacks in Höhe von $5 Milliarden errungen. Auf den Plätzen vier bis sechs folgen die Unternehmen JP Morgan, Oracle und Microsoft.

Es ist purer Wahnsinn wie das Geld der Unternehmungen, also der Aktionäre verpulvert wird. Anstatt es zu investieren oder direkt an die Aktionäre als Dividende auszuschütten, konnte sich der Irrglaube, angeheizt durch angebliche Steuerersparnisse für die Anleger, über die positive Wirkung der Buybacks durchsetzen. Zur Zeit wird dieser Trend besonders durch die Trumpsche Steuerreform angeheizt.

Die Reform ist ein riesen Geschenk und wird die Gehälter der Angestellten puschen. Nur nicht die Gehälter derer, die es am dringendsten nötig hätten.

Durch sogenannte Stock Based Compensation (SBC), bei denen das Management in Optionen bezahlt wird, werden sich in diesem Jahr deren Einkommen wohl nochmals deutlich erhöhen.

 

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SBC ein wichtiges Werkzeug für den Raubzug

Stock Based Compensation Plans sind ein Mittel zur Bezahlung von Angestellten. Aufgrund der Tatsache, dass so im Prinzip kein Geld fließt, ist es ein beliebtes Mittel bei Startups, da diese so ihre Liquidität schonen. Das hindert aber die großen Transnational Corporations nicht daran auch ihre Angestellten mit diesem Mittel zu entlohnen. Dabei gibt es verschiedene Wege.

Zuerst sei einmal die Methode des Vesting genannt. Hierbei erhält der Angestellte die Garantie, zu einem späteren Zeitpunkt, eine bestimmte Menge von Aktien, zu einem festgelegten Preis erwerben zu können. Die gängige Laufzeit für eine so designte Option liegt zumeist zwischen drei und fünf Jahren.

Eine andere Art der Bezahlung stellen die Stock Appreciation Rights (SAR) dar. Dabei handelt es sich um die Bezahlung mit Optionen die ein wenig anders geartet sind als beim Vesting.

Hier wird die Wertsteigerung einer bestimmten Anzahl an Aktien in einem zuvor bestimmten Zeitraum gemessen und die Differenz als ein Cash Bonus ausgezahlt. Dabei gilt es zu beachten das die SAR´s zeitlich oft nicht begrenzt sind und der Angestellte frei entscheiden kann, wann der Bonus gezahlt wird.

Neben diesen beiden Arten existieren natürlich auch noch andere Spielarten, doch soll die hier gebrachte Erläuterung uns genügen. Mit ein wenig Phantasie erkennt man sehr schnell welch ein Schabernack damit getrieben werden kann, besonders wenn die Angestellten Gruppe die davon profitiert, recht gering gehalten wird.

 

Oligopole und CEO Bezahlung

Durch die oben genannten SBC Arten, konnten es die führenden Angestellten, also das Management der Aktiengesellschaften, auf einen beträchtlichen Lohnzuwachs bringen. Mittlerweile liegt der Median des Verdienstes eines CEO einer S&P500 Unternehmung bei $12,1 Millionen.

Neben gut laufenden Geschäften und durch den Effekt des Buybacks, also der Kurspflege aber auch das künstliche frisieren der EPS Kennziffer, konnten im Q1 2018 die Gesellschaften des S&P 500 ein Gewinnwachstum im Schnitt von über 25% vermelden. Damit werden dann wohl auch die Bonuszahlungen an das Management entsprechend steigen.

Vergleicht man dazu das magere Lohnwachstum der „normalen“ Arbeitnehmer, das bei gerade einmal 2,6% im Durchschnitt liegt, erkennt man sofort die soziale Sprengkraft. Während das Verhältnis zwischen dem Verdienst des CEO zu Arbeiter 1965 bei 21 zu 1 lag, liegt diese Kennziffer heutzutage bei 300 zu 1.

Diese Diskrepanz und auch die übermäßige, ja absurd hohe Bezahlung des Managements kommt besonders zum Vorschein in oligopolistischen Marktstrukturen. In den konsolidierten Branchen Pharma, Medien, Technologie und Finanz sind die Kompensationen für das Management besonders hoch.

Absolut erschreckend wirkt es, wenn man die Management Performance mit der Bezahlung vergleicht.

 

Top Performer vs. Top Verdiener

Einer Untersuchung des WSJ zufolge lässt sich kein Zusammenhang zwischen den Top Verdienern und den Top Performern erkennen. Von den oberen 10% mit der besten Management-Performance sind gerade einmal 1/5 bei den Top Verdienern zu finden.

Bei den 25 Top Verdienern kommen 16 aus den oben genannten Branchen.

 

Die Macht der Großkonzerne

Hier zeigt sich die Macht der Großkonzerne, die selbst zu einer Art Staat im Staate geworden sind. Sie diktieren die Regeln oder bestimmen sie maßgeblich mit. Viele der Tech-Unternehmen des Silicon Valleys sind auf das engste mit dem US Staat und seinen Sicherheitsorganen verbandelt.

In Kürze wird höchstwahrscheinlich Amazon verkünden können, dass sie den Auftrag erhalten, bei dem es um die Bereitstellung einer Nationalen Sicherheit Cloud geht. In dieser sollen die Daten der Nachrichtendienste etc. gespeichert und ausgewertet werden. Schon jetzt bietet der Buchhändler den entsprechenden Institutionen Gesichtserkennungssoftware und dergleichen an.

Natürlich ist Amazon nicht allein und sollte hier nur als ein Beispiel für den Techsektor dienen, denn den Einfluss der Banken zum Beispiel, kann sich jeder vorstellen. Deren Macht ist ja erst in der letzten Finanzkrise sehr deutlich zutage getreten. Aber wie es eine schillernde Figur der Branche so oder so ähnlich sagte, „sie würden ja nur Gottes Arbeit tun“.

Die Macht der Großkonzerne und ihr Einfluss wird einmal mehr deutlich, wenn man sich die Medien Branche der USA anschaut.

 

Konzentrierte Mediale Macht

Während 1983 noch 50 Konzerne 90% der US Amerikanischen Medienlandschaft beherrschten, sind es heute nur noch sechs Konzerne. Und wie kann es anders sein, der Chef von CBS konnte 2017 $69,3 Millionen einheimsen, obwohl die Aktionäre ein Minus in Höhe von 6,9% erlitten haben. Da ist sie wieder die Diskrepanz zwischen Performance und Kompensation.

 

Die ewige Anpreisung

Und in eben diesen Medien werden die Vorzüge des Tickle Down Effekts und die positive Wirkung der Buyback-Programme angepriesen. In den letzten Wochen wurde besonders die Outperformance der Aktien angeführt, bei denen hohe Buyback-Programme durchgeführt werden. Hier wurde aus gutem Grund nur auf die Performance 2018 geblickt, denn schaut man ein wenig zurück erkennt man, dass sie nicht einmal zur Performance des S&P 500 der letzten 2,5 Jahre aufholen konnten.

Underperformance des Buyback Index vs S&P 500
S&P 500 vs. S&P 500 Buyback Index: Seit 2015 Underperformed der Buyback Index

 

Financial Engineering – Buyback Programme als Risiko

 

Buybacks ein verdeckter Raubzug

Die Buyback-Programme sind nichts anderes als ein verdeckter Raubzug. Sie werden vornehmlich zur Kursunterstützung genutzt und damit zur Kompensationserhöhung für das Management. Zerohedge berichtete erst vor kurzem, dass die Societe General herausgefunden hat, dass die meisten Aktien die im Q1 2018 zurückgekauft wurden, nicht „eingestampft“ wurden, sondern höchstwahrscheinlich für Management SBC Programme genutzt werden sollen.

Ein großer Teil des im Ausland gehaltenen Cash Bestandes, der jetzt durch das Trumpsche Steuergeschenk zurückgeholt wird, scheint für diese Art der Kompensation vorgesehen zu sein. Das scheint die Spitze des Raubzuges zu werden.

Simcha Barkai fand in einer Studie heraus, dass das Management der Großkonzerne durch ihre Macht und den damit verbundenen Kompensationsprivilegien, jeden Arbeitnehmer pro Jahr $14000 Einkommen „vorenthalten“. Die Untersuchung reicht bis 2014, dementsprechend könnte sich diese Zahl bis heute nach oben verschoben haben.

Doch nicht nur den Angestellten wird Geld vorenthalten, sondern auch den Aktionären unter dem Deckmantel der Steuerersparnis. Beide Seiten wurden oft mit Schulden überhäuft, mit denen diese Programme finanziert wurden, da „die Zinsen so niedrig waren“.

Das Risiko, dass die Unternehmen diese Schuldenlast nicht mehr tragen können und die Zukunftsinvestitionen fehlen usw. liegt einzig und allein bei den Aktionären und normalen Angestellten. Nicht aber beim Management, dass sich die Taschen füllt und im Notfall mit einem goldenen Handschlag verabschiedet wird.

Es ist ganz einfach gesagt ein dreister Raubzug.

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2 Kommentare zu Buyback-Programme: Ein nie dagewesener Raubzug

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