Warum Bridgewater short in europäischen Aktien ist

Zugegeben, es ist schon faszinierend, was in den letzten Tagen an den Märkten geschieht. Mittlerweile findet ein riesiges Rätselraten in den Märkten statt. Die verunsicherten Anleger sind auf Dauersuche nach sinnvollen News zu dem „Schwarzen Montag 2018“. Und je länger man sucht, desto eher trifft man auf einen Namen, Bridgewater Associates LP.

 

Wer ist Bridgewater Associates LP?

 

Das Unternehmen wurde im Jahr 1975 von Ray Dalio gegründet und gilt am heutigen Tag als einer der mächtigsten Hedgefonds-Anbieter der Welt. Die einzelnen Strategien sind oftmals modellgestützt. So kann man auf der Homepage folgendes lesen:

We are engineering systems to understand the world. Our philosophy is that the world can be understood, and we strive to build a fundamental, cause-and-effect understanding of markets and management.

Quelle Bridgewater.com

Brigdewater ist außerdem ein großer Player auf dem Gebiet der Risk-Parity-Anlagen.

 

Warum ist Bridgewater short in europäischen Aktien?

 

Regelmäßigen Lesern von Trading-Treff ist der Begriff Risk-Parity natürlich nicht neu. Vereinfacht ausgedrückt, werden in dieser Form der Anlage durch Hebeleffekte (die durch Kreditierung erfolgen) Aktien und Anleihen in eine ähnliche Risikoposition gebracht. Da Aktien im Gegensatz zu Renten stärker schwanken, wird das Anleihe Portfolio gehebelt. Doch kommen wir nun zu Kern der Frage.

Während ich persönlich viele Asset-Manager und Hedgefonds-Manager mit zu viel verwaltetem Volumen als potenziell gefährlich halte, da in der Branche oftmals maßlose Selbstüberschätzung herrscht und dem Zufall in den Märkten zu wenig Bedeutung beigemessen wird, sehe ich diesen Zusammenhang bei Ray Dalios Bridgewater nicht. Dabei geht es mir nicht um die lange Erfolgsgeschichte dieses Unternehmens an sich, denn auch in einer zufälligen Welt führt irgendwer die Riege von Managern an, nein hier geht es um den Ansatz an sich. Ich halte Dalio nicht für abgehoben und blind, im Gegenteil. Im Unternehmen Bridgewater dürfte durchaus großen Wert auf schlüssige Ansätze gelegt werden und „Bauchentscheidungen“ in dieser Größenordnung dürften unmöglich sein. Doch warum dann die großen Short-Positionen im europäischen Markt?

Für mich ist diese Wette mehr als schlüssig und ich möchte Ihnen aufzeigen, warum die Wette gegen deutsche Aktien konsequent ist.

 

Die wichtigsten Punkte, die für europäische Leerverkäufe sprechen

 

  1. Eine Wette in Europa auf einen Abschwung der Märkte ist zwingend logischer als in Amerika, denn die EZB dürfte aufgrund ihrer Eigenschaften deutlich später in mögliche Marktverwerfungen eingreifen, als es die FED tun würde.
  2. Europa steht lange nicht auf so festen Füßen, wie es die Abwesenheit der Nachrichten zu fiskalischen Themen über Griechenland und Italien den Anschein machen könnte.
  3. Europa ist tief gespalten. Sowohl die Fiskalpolitik wie auch andere wichtige Themen die die Medien beherrschen, sorgen für massiven Zündstoff in den nächsten Monaten. Natürlich ist auch Amerika aktuell gespalten, aber Amerikaner sind trotzdem Amerikaner, doch als Europäer fühlen sich die meisten Menschen auf unserem Kontinent erst in der zweiten Instanz.
  4. Die EZB hat die Geldpolitik zuletzt auf die Spitze getrieben. Während in Deutschland fast Vollbeschäftigung herrscht und die Maschinen nicht mehr still stehen, sind andere Länder innerhalb der Eurozone weiterhin nur schwer auf den Beinen zu halten. Die EZB-Politik richtet sich aber, nicht ganz zu Unrecht, auf die schwächsten Glieder aus. Dadurch entstehen riesige Ungleichgewichte und Fehlallokationen innerhalb Europas.
  5. Dalio weiß um die Probleme der Risk-Parity-Strategien. Tatsache ist, dass die Anleihen in Europa mit denen in Japan wohl am weitesten von ihrem „fairen Wert“ entfernt sein dürften. Ein Ausstieg aus dieser Geldpolitik wird mit jedem Tag immer schwieriger. Der Konjunkturzyklus dauert bereits jetzt deutlich zu lange an, um noch sanft gebremst zu werden. Und in einer solchen Phase befindet sich der Einlagensatz für Banken auf – 0,4%.
  6. Europäer und vor allem die deutschen Anleger sind viel ängstlicher als die amerikanischen Anleger es sind. Ereignisse wie Fukushima oder andere exogene Schocks haben diesen Umstand oftmals deutlich aufgezeigt.

 

Fazit zu den Leerverkäufen von Bridgewater

 

Alles in allem steht für mich eines fest: Wenn ich gegen die Aktienmärkte wetten würde, dann würde auch ich die europäischen Märkte bevorzugen. Sowohl das Zinsniveau, wie auch die strukturellen Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten sind geradezu eine Einladung für Short-Positionen. Doch verstehen Sie mich nicht falsch. Natürlich mag Bridgewater dieses Mal sogar falsch liegen. Doch auch beim nächsten Mal wird die Wahl wohl eher auf Aktien unseres Kontinents fallen als auf heimische Nordamerikanische Aktien.

Abschließend möchte ich Ihnen hier ein Video von Ray Dalio, mit dem Tietel „Economics 101 — „How the Economic Machine Works.“ zeigen. In diesem wird der Einfluss des Kreditzyklus aufgezeigt.

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