S&P 500 – Fakten, Zahlen und Geschichte

Der S&P 500 Index ist einer der bekanntesten Aktienindizes der Welt. Er wird von S&P Dow Jones Indices, einer Gruppe von S&P Global, veröffentlicht. In dem Index sind die 500 US Unternehmen mit der größten Marktkapitalisierung zusammengefasst. Aufgrund seiner breiten Basis wird der S&P 500 auch als der Gradmesser der US Amerikanischen Wirtschaft anerkannt.

 

Die Geschichte des S&P 500 reicht bis in das Jahr 1957 zurück, doch schon 30 Jahre zuvor wurde sein Vorgänger Index, der Composite Index, von S&P veröffentlicht. Standard and Poors Geschichte reicht sogar bis in das Jahr 1860 zurück. Dieser Umstand ist für Trading-Treff Grund genug, diesen Aktienindex genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

Geschichte des  S&P 500

Schon im Jahr 1923 fasste die Unternehmung Standard and Poors die Wertentwicklung einiger Aktien in einem Index zusammen. Der damals entworfene Composite Index wurde im Jahr 1926 auf eine breitere Basis gestellt und umfasste seitdem die Aktien von 90 Unternehmungen, von denen 50 aus dem Industriellen Bereich stammten.

Im Jahr 1957 war es dann soweit. Am 27. Februar wurde einer 35 Köpfe umfassenden Gruppe von Journalisten im Lawyers Club New York der Standard 500 Index vorgestellt. Das geschah durch Lew Schellenbach, dem damaligen PR Chef von Standard & Poors, der auch als  Vater des S&P 500 Index bekannt ist. Er stellte den Index zwischen Hauptgang und dem abschließenden Kaffee den anwesenden Journalisten vor und erörterte die Vorteile des neuen Index.

 

Computer ermöglicht Berechnung

Durch die Anwendung neuer Berechnungsmethoden und der Verwendung modernster Computertechnik wurde diese Art des Index erst ermöglicht. Es war die in Boston ansässige Unternehmung Melpar Inc. die die neue Technik lieferte, mit der S&P die Indexberechnung wesentlich genauer und effizienter durchführen konnte.

Die neue Technik war wegweisend, denn zum ersten Mal konnte ein Index auf Stundenbasis berechnet und veröffentlicht werden. Auch seine Breite war im Vergleich zu den bis dato existierenden Indizes beeindruckend. Von Anfang an war der Index als ein auf Basis der Marktkapitalisierung Gewichteter Index designt worden. In ihn fließen die Kursbewegungen wie auch die ausstehenden Aktien einer Unternehmung mit ein.

Diese Form der Gewichtung wurde von Lew Schellenbach und seinem Kollegen George Olsen entworfen, um die unwichtigen bzw. unbedeutenden Aktien, die an der New York Stock Exchange gelistet sind herauszufiltern. Neben der Marktkapitalisierung spielen noch weitere Punkte mit ein, die erfüllt sein müssen, dass eine Unternehmung in den Index aufgenommen wird.

 

Repräsentative Unternehmen

Zu Anfangs identifizierten die beiden 500 Unternehmen, die ihrer Meinung nach die amerikanische Wirtschaft am besten repräsentierten. Von den ausgewählten Unternehmungen kamen 425 aus dem Industrie Sektor, 25 Bahnunternehmungen (Transport) und 50 aus dem Dienstleistungssektor. Die enthaltenen Index Komponenten standen damals für 90% der gesamten US Marktkapitalisierung.

In Antizipation der Bedürfnisse ihrer Kunden nach Historischen Daten,  berechnete Olsen den Wert des Index und seiner Sub Indizes bis in das Jahr 1928 mit Tageswerten zurück. Die berechneten Monatswerte reichen sogar bis in das Jahr 1789. Dieses 80 Seiten umfassende Dokument, in dem unteranderem die Methodik der historischen Berechnung erläutert wurde, wurde nach seiner Fertigstellung Wertpapier Analysten, Mitgliedern der American Stock Exchange und weiteren interessierten Parteien angeboten.

S&P kommentierte den neuen S&P 500 Index  mit folgenden Worten:

“Before too long we hope to perfect a whole new series of companion indexes, which will
provide our subscribers with standard composite balance sheet data for each of the 91 industrial
groups. These will provide the analytical profession with a whole new set of tools that should put
the art of security analysis years ahead. In other words, we have just begun to tap the electronic
age at Standard & Poor’s.”

Sie sehen es war nicht nur eine Revolution in der Indexentwicklung, sondern auch eine enorme Vereinfachung der Technischen Analyse.

 

S&P 500 Regelwerk

Der S&P 500 Index ist aufgrund seines Alters nicht mit den modernen Indizes der STOXX Familie vergleichbar. Er verfügt zwar über ein Regelwerk, doch die endgültige Entscheidung über die Aufnahme in den Index fällt ein Komitee.

Er basiert damit nicht nur auf einem Regelwerk, sondern die Entscheidung über die Aufnahme hat eine subjektive Komponente. Das ist etwas was auch im Dow Jones Index praktiziert wird, jedoch von Kritikern bemängelt wird, da so die Anpassung eines Index nicht zu 100% Transparent erfolgt. Moderne Indizes, wie diejenigen von Russel und STOXX, basieren jedoch nur auf einem strengen Regelwerk und sind damit zu 100% Transparent und nachvollziehbarer.

Wie schon zuvor aufgeführt, ist der S&P 500 ein auf Basis der Marktkapitalisierung gewichteter Index. Neben der Marktkapitalisierung sind noch folgende Punkte wichtig, die erfüllt werden müssen, damit eine Aktie in den Index aufgenommen werden kann.

  • Liquidität im Handel der Aktie
  • Sitz der Unternehmung
  • Free Float
  • Sektoren Klassifikation (Global Industry Classification Standard)
  • Finanzielle Tragfähigkeit der Unternehmung
  • länge der Zeit, seit dem die Unternehmung an der Börse gelistet ist
  • muss an der NASDAQ oder NYSE gelistet sein

Zurzeit muss eine Unternehmung z.B. eine Marktkapitalisierung jenseits der 1,6 Milliarden US Dollar aufweisen, dass sie in den Index aufgenommen werden kann. Die Minimum Grenze bei der Liquidität liegt zurzeit bei 250000 gehandelten Aktien im Monat.

 

Verschiedene Versionen des S&P500

Im Gegensatz zum DAX Performance Index, ist der S&P 500 ein Preisindex. Das bedeutet, dass die ausgeschütteten Dividenden nicht in die Berechnung des Index mit einfließen. Doch es gibt noch weitere Versionen des S&P 500.

Im Jahre 1987 wurde zum Beispiel der S&P 500 Total Return Index eingeführt. In diesem Index werden die an die Anleger ausgezahlten Dividenden mit eingerechnet, er ist damit ein Performance Index.

Daneben existiert auch noch der S&P 500 Net Total Return Index, bei dem die Quellensteuer in Höhe von 30% berücksichtigt wird.

Performance Meilensteine des S&P 500

In der Geschichte des S&P 500 kam es natürlich zu Höhen und Tiefen. Seit seiner Gründung im Jahr 1957 sorgte der Index für ausreichend positive und negative Emotionen bei den Investoren und Tradern. Jedoch überwiegen langfristig die positiven Erfahrungen der Anleger, denn der Index konnte seit seinem bestehen eine durchschnittliche Jahresrendite von über 8% verbuchen.

Historisch gesehen ist das eine enorme Rendite Steigerung, wenn man die vorherigen Jahrhunderte sich anschaut. In der Zeit zwischen 1801 und 1900 schaffte der Index nicht einmal eine durchschnittliche Jahresrendite von 1%. Betrachtet man nun den Zeitraum 1901 bis 2000 kommt es schon zu einer deutlichen Abweichung. In diesem Zeitraum liegt die durchschnittliche Jahresrendite bei mehr als 5%. Dabei muss bedacht werden, dass die berechnete Wertentwicklung des S&P 500 in den ersten 50 Jahren des 20ten Jahrhunderts bei gerade einmal 2% im Jahr lag.

Erst in der zweiten Hälfte des 20ten Jahrhunderts kam es zu einer bedeutenden Trendbeschleunigung. Diese war jedoch auch von immer wiederkehrenden Krisen und Crashs begleitet. Die Stagnation der 70er Jahre wird den älteren Semestern noch gut in Erinnerung sein aber auch das denkwürdige Jahr 1987, in dem es zu einem Phänomenalen Crash kam.

 

100 Punkte Rekord im S&P 500

Im Juni 1968 konnte der S&P 500 zum ersten Mal überhaupt den Punkte Stand von 100 erreichen. Doch konnte dieses Niveau nicht gehalten werden und bis zum Anfang der 70er Jahre hatte der Index ca. 30% seines Wertes verloren. Dieses war auch der Start der großen Seitwärtsphase, die die gesamten 70er Jahre dominiert hatte. Prozentual gesehen war dieses Jahrzehnt ein sehr Volatiles, in der der Index in einer Range verharrte.

Die Befreiung kam zum Anfang der 80er Jahre, doch erst Ende 1985 hatte sich der Wert des S&P 500 auf 200 Punkte verdoppelt. Bis zum Jahr 1987 erreichte der Index einen Wert von über 330 Punkten, jedoch kam es im Anschluss am 19. Oktober zu dem Black Friday Crash. In Folge des Crashs verlor der Index mehr als 35% seines Wertes, doch keine zwei Jahre später wurde der alte Höchststand wieder erreicht.

 

Neuer Rekord im Bullenmarkt

Seit dem 87er Tief herrschte ein starker Bullenmarkt und der S&P 500 stieg bis zum Jahr 2000 auf den Wert von 1552 Punkten. Im Jahr 1987 lag das Tief bei 216 Punkten, eine beeindruckende Performance die hier im Anschluss gezeigt wurde. Innerhalb von 13 Jahren versiebenfachte sich der Wert des Index.

Eine Entwicklung die dem rasanten technologischen Fortschritt der damaligen Zeit geschuldet ist.

Doch danach kam der Jammer zurück und die Märkte gingen in eine Baisse über. Erst 13 Jahre und eine Global Grassierende Finanzkrise später, konnte der S&P 500 die damals gezeichnete Range verlassen und einen neuen Bullenmarkt eröffnen.

Dieser Bullenmarkt währt mittlerweile 5 Jahre, in denen der Index bisher um über 80% zulegen konnte.

 

Größte Ausschläge des Index

Im Laufe der Zeit kam es im Index, obwohl seine Komponenten, wie auch die von ihm abgeleiteten Derivate (Futures), außerordentlich liquide sind, immer wieder zu enormen Tages Schwankungen.

 

Die fünf größten Tagesgewinne des S&P 500 Index in Prozent:

Veränderung %
15.03.1933 16,61
30.10.1929 12,53
06.10.1931 12,36
21.09.1932 11,81
13.10.2008 11,58

 

Die fünf größten Tagesverluste des S&P 500 Index in Prozent:

Veränderung %
19.10.1987 -20,47
28.10.2929 -12,34
29.10.1929 -10,16
06.11.1929 -9,92
18.10.1937 -9,27

 

Was bei den Prozentualen Veränderungen auffällt, ist der Umstand, dass die stärksten Bewegungen größtenteils vor 1990 stattgefunden haben. Vier der fünf stärksten Gewinn Tage des S&P 500 Index liegen vor 1990. Bei den Verlusten ist es noch deutlicher, da hier alle fünf vor 1990 stattgefunden haben.

SP 500 Nahaufnahme des 87er Black Monday Events
S&P 500 Index Bar Tages Chart: Nahaufnahme vom Black Monday Crash 1987

 

Die fünf besten Jahre des S&P 500 Index in Prozent:

Veränderung %
1933 46,59
1954 45,02
1935 41,37
1958 38,06
1995 34,11

 

Die fünf schlechtesten Jahre des S&P 500 Index in Prozent:

Veränderung %
1931 -47,07
1937 -38,59
2008 -38,49
1974 -29,72
1930 -28,48

 

Wie schon bei den Veränderungen an einem Tag, liegen auch hier die meisten Ergebnisse vor dem Jahr 1990. Bei den besten Jahren sticht 1995 mit einer Performance von 34,11% heraus und bei den schlechtesten Jahren ist es das Jahr 2008.

Während der Globalen Finanzkrise stürzte der Index binnen eines Jahres um -38,49% ab. Davon abgesehen liegen die restlichen Daten erneut weit vor 1990, zum Großteil sogar noch vor 1970.

Die Volatilität nahm mit den Jahren ab, eine Tatsache, die der oben schon beschriebenen Trendbeschleunigung seit den 1970er Jahren wohl geschuldet ist.

Langfristige Entwicklung des S&P 500
S&P 500 Bar Monats Chart: Langfristige Entwicklung plus Standardabweichungskanal (Einstellung: 0,5)

 

S&P 500 als Benchmark

Ein weiterer Punkt, der zu einer Abnahme der Volatilität führte, wird wohl die gestiegen Liquidität und das gehandelten Volumen sein. Diese Entwicklung betrifft nicht nur die Komponenten des Index, sondern auch die Futures und Optionen. Daher eignete sich der S&P 500 schon lange als Benchmark in der Welt der Vermögensverwaltung.

Daneben kamen im Laufe der Zeit die Indexfonds auf, die die Vorgänger der heutigen Exchange Traded Funds darstellen. Schon damals zogen die so designten Mutual Funds enorme Mengen an Kapital an, da sie im Gegensatz zur Konkurrenz relativ günstig waren.

Mittlerweile sind mehr als 7,5 Billionen US Dollar an den S&P 500 Index gebunden, da dieser vielen Vermögensverwaltern als Benchmark für die Aktienmärkte dient. Von den 7,5 Billionen sind wiederum ca. 2 Billionen USD in Index replizierende Fonds (ETF´s) angelegt.

Aktuell steht der große amerikanische Aktienindex für ca. 80% der US-amerikanischen Marktkapitalisierung.

 

Outperformance S&P500 vs Rohstoffe

 

Im Index Enthaltene Sektoren

Der Index enthält zurzeit Unternehmungen aus 11 Sektoren. Die Zuordnung erfolgt anhand des Global Industry Classification Standard (GICS). Wichtig ist es auf Anpassungen des GICS Regelwerk zu achten. Es ist zwar für den S&P 500 selbst recht unbedeutend, doch für die Sub Indizes kann eine solche Änderung gravierend sein. Dasselbe gilt für Unternehmungen, deren Aktien sich nicht mehr für den Index qualifizieren und in Folge dessen ausscheiden.

 

Die aktuelle Gewichtung sieht wie folgt aus:

Sektor Gewichtung %
Information Technology 24,8
Financials 14,7
Healthcare 13,8
Consumer Discretionary 13
Industrials 9,9
Consumer Staples 7,3
Energy 6,2
Utilities 2,9
Materials 2,9
Real Estate 2,8
Telecommunication Services 1,9

 

Die relativ hohe Gewichtung des Information Technology Sektors ist den Unternehmen wie Amazon, Google oder Apple geschuldet. Diese Unternehmen konnten in den zurückliegenden Jahren eine besonders starke Performance erzielen, womit die Gewichtung des Sektors anstieg.

 

Fazit zum S&P 500 Index

Der altehrwürdige Index ist, trotz seines mangelhaften Regelwerks, noch immer der Benchmark für die Performance Messung des US Aktienmarktes. Durch die breite Aufstellung und der regelmäßigen Angleichung wird der Index auch in Zukunft eine gewichtige Rolle in der Finanzwelt spielen können. Die Hohe Liquidität ist auch für Trader sehr geeignet.

Der S&P 500 Index ist einfach das Schwergewicht unter allen Indizes weltweit und seine Dominanz und die schiere Menge an Kapital, die an den Index gebunden ist, werden dafür sorgen, das er die Investoren und Trader Gemeinde noch lange begleiten wird.

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