Social Trading Wettbewerb: Ein investigativer Streifzug durch die Anbieter

Social Trading verspricht jedem Zugang zu den Renditen der Top-Trader. Aber wie gut sind die Ergebnisse der bestplatzierten Trader bei ayondo, eToro, Wikifolio und Co. wirklich? Wir haben uns auf einen Streifzug durch die Rankings der größten Social Trading Plattformen begeben und den Social Trading Wettbewerb näher beleuchtet.

 

Mehr als nur Rendite: Wann ist eine Trading Strategie eigentlich gut?

Es versteht sich von selbst, dass die Qualität einer Handelsstrategie auch ex post nicht nur anhand der erzielten Rendite bewertet werden kann. Auch das eingegangene Risiko muss bei der Beurteilung eine Rolle spielen. Social Trading Plattformen listen Urheber von Handelssignalen in den Standardeinstellungen zwar meistens anhand der Renditen auf, stellen aber auch weitere Kennzahlen zur Verfügung.

Eine gute Strategie sollte ein günstiges Verhältnis von Risiko und Rendite aufweisen. Die Strategie sollte über einen längeren Zeitraum profitable Ergebnisse erzielt haben – idealerweise in einem Zeitraum mit unterschiedlichen Trendphasen. Zudem sollten die Gewinne sich auf möglichst viele Trades aufteilen – sonst ist das Risiko von Verzerrungen durch „Glückstreffer“ zu groß. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und bei den wichtigsten Social Trading Plattformen nach Strategien mit diesem Profil gesucht.

 

Social Trading bei ayondo: Performance unter der Lupe

Bei ayondo ist es möglich, ausschließlich Echtgeldhändler in den Vergleich einzubeziehen – werden Trader aus allen Karrierestufen und ohne Eingrenzung des Zeitraumes einbezogen, finden sich ca. 250 Profile. Ganz oben im nach insgesamt erzielter Rendite sortierten Ranking steht der Nutzer „Smartietrader“. Er erzielte seit seiner Anmeldung im Februar eine Rendite in Höhe von knapp 182 %.

„Smartietrader“ handelt im Wesentlichen den DAX sowie Bund Future und Silber. Von insgesamt 1.340 Trades verliefen 90,9 % profitabel. Im Durchschnitt wurden knapp 75 Trades pro Monat getätigt. Den „Trader Risk Score“ gibt ayondo mit 3/10 an und stuft „Smartietrader“ damit  in die Kategorie „Niedriges Risiko“. Der maximale Drawdown erreicht mit 23,67 % allerdings einen recht hohen Wert.

Die genaue Berechnung des Trader Risk Scores legt ayondo nicht offen. So viel wird verraten:

Der TRS vermittelt keine Informationen darüber, ob der Top Trader aktuell oder zukünftig Gewinne oder Verluste erzielen wird. Er vermittelt hingegen Informationen über die Sensitivität des Top Trader Kontos gegenüber durch Preisausschläge verursachte Veränderungen in den Renditen und indiziert ob ein Trader von Emotionen beeinflusst wird und irrational handelt, in dem er zum Beispiel eine Position erhöht um einen Verlust auszugleichen oder er aus persönlicher Überzeugung mit zu viel Risiko handelt.“

 

Maximum Drawdown

Wird anstelle des Trader Risk Scores der max. DD zur Bewertung des Risikos herangezogen, erscheint „Smartietrader“ als Profil mit sehr hoher Rendite, hohem Risiko und begrenzter Transaktionshistorie. Das scheint für spekulative Anleger eine Option zu sein – fände sich im Profil nicht der Hinweis, dass der User erst seit Juni 2017 mit echtem Geld handelt und es sich bei den Trades zuvor um Papertrading gehandelt hat. In diesem Szenario riskieren Follower, dass der Top Trader nach der Umstellung auf Echtgeld sein Verhalten ändert, was sich auf den Erfolg auswirken kann.

Dieses Risiko besteht beim Benutzer „EdleMetalle“ nicht – er ist seit Mai 2016 Echtgeldhändler und seit Ende 2015 registriert. Gehandelt wurden vorwiegend DAX, Volatilität und Edelmetalle, wobei der Löwenanteil der Transaktionen auf den deutschen Leitindex entfiel. Seit Beginn wurde eine Performance von mehr als 170 % erzielt. Der maximale Drawdown lag mit 23,33 % kaum niedriger als bei „Smartietrader“ – „EdleMetalle“ wird durch ayondo allerdings in die Risikokategorie 7/10 eingestuft, der höchsten im Bereich des „mittleren Risikos“. Die Trefferquote kann sich sehen lassen: Von 7849 Trades endeten 93,63 % mit einem Gewinn.

 

Portfolio aus verschiedenen Handelsstrategien

Bei ayondo können „Follower“ sich ebenso wie bei anderen Plattformen ein Portfolio aus verschiedenen Urhebern von Handelsstrategien zusammenstellen. Die Abbildung unten zeigt einen Screenshot aus dem Portfolio Simulator von ayondo. Die beiden zuvor betrachteten „Top Trader“ wurden dabei zu einem Portfolio mit zwei Bestandteilen zusammengeführt. Die Wertentwicklung verlief insgesamt positiv. Allerdings erscheint die Korrelation zwischen beiden Signalanbietern recht hoch.

Screenshot: Bei Follower Portfolios gilt es die Korrelation zu beachten
Screenshot: Bei Follower Portfolios gilt es die Korrelation zu beachten

Für die Zusammenstellung eines Follower Portfolios spielt die Korrelation eine wichtige Rolle. Ideal ist ein Portfolio mit Strategien, die jeweils für sich betrachtet alle Anforderungen an eine qualitativ hochwertige Strategie erfüllen und zugleich möglichst gering korreliert sind.

Zusammengefasst: Wer mit Social Trading ein aussichtsreiches Portfolio aufbauen möchte, muss nach Tradern mit gutem Chance/Risiko-Verhältnis suchen. Dabei sind lange zurückreichende und mit Echtgeld gehandelte Strategien von Vorteil. Die Strategien im Portfolio sollten untereinander nicht allzu hoch korreliert sein.

Wie funktioniert Social Trading bei ayondo?

Ayondo ist über ayondo Markets selbst als Broker tätig. Social Trading wird als Dienstleistung der ayondo GmbH angeboten, die Trades werden über die eigenen Plattformen abgewickelt.

Die Kosten für Social Trading müssen von den Followern bezahlt werden: Diese zahlen höhere Spreads als im konventionellen Handel. Die „Top Trader“ werden für Trades von Followern vergütet – in der höchsten Karrierestufe zahlt ayondo 5 USD pro Lot.

 

Social Trading bei eToro: Performance unter der Lupe

Bei der Social Trading Plattform eToro finden sich ebenfalls Urheber von Handelssignalen mit sehr hohen Renditen. So z. B. der Benutzer „AlexPlesk“. Basierend auf den letzten zwölf Monaten erzielte er eine Gesamtrendite in Höhe von 102 %.

Den Statistiken zum Profil lässt sich entnehmen, dass von 14 Kalendermonaten 13 mit einem Gewinn abgeschlossen wurden.

Gut 60 % der insgesamt 272 Trades waren profitabel. Der Schwerpunkt des Handels lag auf russischen Aktien wie z. B. Yandex oder Sberbank.

Screenshot: Auch bei eToro werden Risk Scores berechnet
Screenshot: Auch bei eToro werden Risk Scores berechnet

 

Das Risiko wird bei eToro ebenso wie bei ayondo mit Scorewerten gemessen – wie genau sich diese zusammensetzen, erfahren Nutzer nicht in allen Details. Es gibt Scorewerte von 1-10. EToro gibt die Scorewerte für verschiedene Zeitintervalle an – einmal als Durchschnittswerte der in diesem Intervall gemessenen Scores, einmal als Maximalwert.

„AlexPlesk“ erreichte in den letzten zwölf Monaten durchschnittliche monatliche Scorewerte von 3-7. Was genau potenzielle Follower daraus schlussfolgern können, bleibt ebenso wie schon bei ayondo unklar. Der maximale Drawdown mag eine vertrautere Maßzahl darstellen. Er wird auf Tagesbasis mit 4,95 %, auf Wochenbasis mit 5,48 % und auf Jahresbasis mit 9,06 % angegeben.

Der User „Wesl3y“ erzielte in den letzten zwölf Monaten eine Rendite von gut 80 %. Das Profil existiert bereits seit März 2015, von 28 Kalendermonaten wurden 20 mit einem Gewinn abgeschlossen. Gehandelt werden primär Technologieaktien. Gut 72 % der 162 Trades wurden mit einem Gewinn abgeschlossen – „Wesl3y“ tätigt ca. drei Trades pro Woche und fällt mit einer durchschnittlichen Haltedauer von drei Wochen in die Kategorie „kurzfristiger Positionstrader“.

Die durchschnittlichen monatlichen Scorewerte reichten in den letzten zwölf Monaten von 4-8. Anschaulicher ist wiederum der max. DD, der je nach betrachtetem Zeitintervall von knapp 5 bis knapp 12 Prozent reicht, wie in der Abbildung unten zu sehen ist.

 

Screenshot: Knapp 400 Follower reichen für sechsstellige Investitionsbeträge
Screenshot: Knapp 400 Follower reichen für sechsstellige Investitionsbeträge

 

Mit den „CopyFunds“ will eToro ein „Investmentprodukt der nächsten Generation“ entwickelt haben. Die „Top Trader Copy Funds“ sind letztlich Portfolios aus den Trades verschiedener „Top Trader“. Diese Portfolios werden anhand verschiedener, nicht genau erläuterter Kriterien zusammengestellt. Wertentwicklung und Nachhaltigkeit werden ebenso genannt wie Diversifikation – es steht also zu vermuten, dass eToro die Korrelation der Profile untereinander berücksichtigt.

Wie funktioniert Social Trading bei eToro?

Bei eToro sind die Kosten für Social Trading bereits in den regulären (und mitunter nicht besonders engen) Spreads enthalten, einen expliziten Kostenaufschlag für den Zugriff auf die Handelssignale gibt es also nicht. Trading ohne Signale ist ebenso möglich. Bei eToro werden deutlich weniger Kennzahlen zur Verfügung gestellt als bei ayondo.

 

Social Trading bei Wikifolio: Performance unter der Lupe

In den Datenbanken des Wiener Unternehmens Wikifolio finden sich beeindruckende Performanceberichte. Das Portfolio „Logic“ etwa weist seit dem Erstellungsdatum im September 2014 eine Gesamtrendite von mehr als 2.200 Prozent auf. Als Zertifikat ist das Portfolio seit Oktober 2015 handelbar. Das Portfolio investiert in die trendstärksten Märkte weltweit – so jedenfalls beschreibt der Urheber die Vorgehensweise. Der Benutzer führt insgesamt sieben Portfolios bei Wikifolio – mit Gesamtrenditen von mehr als 20.000 (!) Prozent Plus bis ca. 25 Prozent Verlust.

Quelle: wikifolio Suche
Quelle: wikifolio Suche

Ein Blick ins Profil offenbart allerdings, dass das Portfolio „Logic“ den wesentlichen Teil seiner Gewinne schon vor längerer Zeit erzielt hat und die Wertentwicklung in den vergangenen Jahren durchwachsen, das Risiko dagegen hoch war. Die Performance seit der Emission des Zertifikates ist deshalb ebenfalls negativ – die immensen Gewinne aus der Anfangszeit der Strategie wurden durch keinen Investor kopiert.

 

Screenshot: wikifolio
Screenshot: wikifolio

 

Wie funktioniert Social Trading bei Wikifolio?

Wikifolio bildet Strategien unter bestimmten Voraussetzungen (insbesondere hinsichtlich der Kapitalisierung durch Nutzer) in Kooperation mit einer Bank als Investmentzertifikat ab. Die Zertifikate sind börslich und ggf. im Emittentenhandel handelbar.

Die Urheber der Strategie erhalten eine Performancebeteiligung von 0-30 %. Zusätzlich müssen Anleger eine jährliche Gebühr von bis zu 0,95 % bezahlen.
Diese wird täglich mit dem Kurs des Zertifikats verrechnet.

Anders als bei den Social Trading Plattformen sind auf wikifolio auch relativ viele professionelle Vermögensverwalter als „Publizisten“ anzutreffen. Das Wiener FinTech-Unternehmen ist in der Branche gut vernetzt und konnte wird z. B. durch die 1822direkt auf deren Homepage ausführlich beworben und vorgestellt.

 

Fazit zum Social Trading Wettbewerb

Social Trading verspricht jedem den Zugang zu Handelsstrategien der Top Trader. Erfolg ist in der Tat nicht ausgeschlossen: Auf den Plattformen finden sich erfolgreiche Trader. Wer als Follower ein aussichtsreiches Portfolio aufbauen möchte, muss an jede einzelne Strategie Anforderungen im Hinblick auf Chancen, Risiken, Historie usw. stellen. Außerdem sollten die Strategien im Portfolio nicht zu hoch korreliert sein. Dann ist ein zwar riskantes, bei gutem Verlauf aber erfolgversprechendes Investment möglich. Ayondo, Wikifolio und eToro sind die derzeit bekanntesten Plattformen. Doch der Social Trading Wettbewerb geht sicherlich noch weiter.

 

Ich wünsche weiterhin eine gute Zeit auf Trading-Treff und wünsche Ihnen alles Gute.

Michael Hinterleitner

Über Michael Hinterleitner 27 Artikel
Michael Hinterleitner lebt mittlerweile seit fast 21 Jahren von Trading. Er ist Autor zahlreicher Tradingartikel, Co-Autor eines Buchs über die besten Trading-Strategien, und Gründer von Candletrading.de, Candletalk.de sowie BrokerDeal.de. Seine neue Seite michaelhinterleitner.de dreht sich um authentischen, nachweislich mit Echtgeld durchgeführten Börsenhandel. Neben seinem eigenen authentischen, bequemen Handel mit Aktien im Tageschart nimmt er auch aktive und passive Anlagemöglichkeiten unter die Lupe.
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