Kapitalerhalt – Die am meisten unterschätzte Tradingregel

Die deutsche Aktienkultur hinkt der Amerikanischen hinterher. Neulinge kapitalisieren ihr Konto mit 1.000 Euro und träumen vom lukrativen Nebeneinkommen. Nicht lange lässt der Totalverlust auf sich warten und schon wird die Tradingkarriere an den Nagel gehängt. Oftmals liegt der Grund dafür an der eigenen Erwartungshaltung. Damit dir nicht das gleiche Schicksal ereilt, werde ich dir auf den nächsten Zeilen versuchen, die Wahrheit über das Verdienen von Profiten an der Börse zeigen.

 

Martingale – Totalverlust garantiert

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Video: So schnell fährst du dein Depot gegen die Wand. Bitte setze niemals alles auf eine Karte.

 

Im Juli 2017 war ich zum Junggesellenabschied im Casino Stuttgart. Ausgestattet mit 100 Euro wagte ich mich mit meinen Freunden an den Roulettetisch. Mein Geld wollte ich mit einer einfachen Strategie vermehren, dem Martingale System. Ich habe dabei immer auf rot oder schwarz gesetzt. Sobald ich verloren habe, habe ich den Einsatz verdoppelt.

Natürlich war mir klar, dass ich zum einen keine langen Verlustserien überstehe und zum anderen verschob sich wegen der „0“ die Wahrscheinlichkeit zu Gewinnen zu Gunsten der Bank. Lustigerweise konnte ich am Ende des Abends meinen Einsatz von 100 Euro auf 150 Euro vermehren. Hätte ich jedoch länger gespielt, wäre mein Geld weg gewesen.

 

Solch naive Herangehensweisen gibt es im Trading immer wieder – Stichwort binäre Optionen oder einfach der unverantwortliche Umgang mit Geld.

 

Kapitalerhalt im Trading
Gesamtverlust durch Verdopplung der Positionsgröße

Tabelle: Du besitzt eine Kontogröße von 1.000 Euro und verlierst im ersten Trade 100 Euro. Damit du den Verlust wieder ausgleichen kannst, riskierst du beim nächsten Trade 200 Euro. Leider läuft nicht alles so wie du dir es vorgestellt hast und auch dieser Trade landet im Verlust. Jetzt musst du bereits 400 Euro setzten. Nachdem auch hier der Erfolg ausblieb, müsstest du beim vierten Mal 800 Euro riskieren. Leider hast du nur noch 300 Euro, denn deine Verluste haben sich bereits auf 700 Euro angehäuft.

Verluste gehören zum täglichen Geschäft an der Börse dazu. Allerdings ist der Aufwand, um diese auszugleichen verdammt hoch. Versuche nicht deine Verluste mit einem erhöhten Risiko reinzuholen. Dafür ist dein Konto wahrscheinlich unterkapitalisiert und wohin das führen kann, habe ich dir in einem Extrembeispiel gezeigt.

Die Wahrheit über Nachkäufe im Trading

 

Verluste – Sensibilisiere dich

Von Verlustbegrenzung möchten am Anfang immer Alle nichts wissen. Ganz normal, denn ein Verlust empfindet das Gehirn stärker als einen Gewinn. Deshalb stapeln sich im Depot der Neulinge die Aktien mit einem Minus davor und bei Positionen mit einem Plus davor juckt es bereits im Finger den SELL-Button zu drücken.

Ein Verlust von fünf Prozent schmerzt noch nicht so sehr. Aber weißt du was tu tun musst um einen Verlust von dreißig Prozent wieder auszugleichen? Eine gleichwertige Position muss mindestens 42,86 Prozent ins Plus laufen, damit du wieder Plus-Minus-Null bist.

Die genaue Formel findest du hier:

Zu erzielender Gewinn in % = ((100/100-Verlust in %))-1)*100

Einige Szenarien habe ich bereits für dich durchgerechnet und in der Tabelle zusammengefasst.

 

Kapitalerhalt im Trading unverzichtbar
Darum ist Kapitalerhalt so wichtig

 

Tabelle: Halbiert sich der Wert eines von dir eingegangenen Trades, muss er um 100 Prozent wieder steigen, damit du nicht mehr im Verlust bist. Ein Totalverlust von 99 Prozent setzt eine Kurssteigerung von 9900 Prozent voraus.

Der Kapitalerhalt ist elementar für deinen Tradingerfolg. Erst im zweiten Teil kannst du dich den Profiten widmen. Dein größter Erfolg an der Börse und ein wichtiger Meilenstein auf den Weg zum Einkommen durch das Trading ist der Erhalt deines Kapitals. Genau das ist auch der Grund, warum erfolgreiche Trader kein Geld an der Börse verlieren wollen. Das funktioniert aber nur, wenn du dich für die Verluste sensibilisierst und nicht in eine Schockstarre verfällst.

 

Rendite – Erwartungen zurückschrauben

Kennst du das? Du sitzt in der Bar mit deinen Freunden und ihr überlegt euch coole Ideen, wie ihr möglichst schnell zu Reichtum gelangt? In einige Ideen steigert man sich richtig rein, um dann am nächsten Tag gleich mit der Umsetzung zu beginnen. Beim Thema Börse sind die Erwartungen teilweise sehr realitätsfern.

Anfänger verfallen dem Gedanken, dass es eigentlich kein Problem sein müsste, am Tag einen Prozent Rendite zu erwirtschaften. Bei einer Kontogröße von 1.000 Euro entspricht das einem zu erwirtschaftenden Tagesgewinn von 10 Euro. Klingt im ersten Moment nicht sonderlich viel. Allerdings kann dir keiner garantieren, dass du jeden Tag eine bestimmte Summe realisierst. Im Gegenteil, denn selbst professionelle Trader besitzen teilweise lediglich eine Trefferquote von vierzig Prozent.

 

Tabelle mit möglichen Jahresrenditen
Kleine Renditen täglich führen zu extremen Ergebnissen

Tabelle: Im Jahr erwirtschaftest du mit einem Sparplan auf den MSCI-World Renditen zwischen fünf und zehn Prozent. Profitrader schaffen im Jahr um die 15 bis 30 Prozent. Wobei dreißig Prozent schon sehr hoch angesetzt ist. Du darfst nicht vergessen, dass es hier um Kontinuität geht. Selbstverständlich kannst du einen guten Monat haben, allerdings sagt das nichts darüber aus, ob du das Ergebnis in den nächsten Monaten und Jahren wieder erzielst.

 

Kapitaleinsatz – Deine Versicherung

In den vorangegangenen Zeilen habe ich dir gezeigt, dass du mit dem Begrenzen von Verlusten, dem richtigen Erwartungswert im Hinblick auf die Rendite und dem vernünftigen Umgang mit dem Risiko den Kapitalerhalt einen Schritt näherkommst. Natürlich gibt es noch weitere Faktoren, zum Beispiel musst du das Overtrading in den Griff bekommen oder weiterhin in deine Tradingausbildung investieren. Seriöse und preislich faire Anbieter für eine Ausbildung zum Trader gibt es nicht wirklich viele. Ich und mein Team haben aus diesem Grund die TRADEMY gegründet. Ein anderes Element stellt die Positionsgröße in Abhängigkeit von deinem Risiko dar.

Bleiben wir beim Beispiel und gehen von einer Kontogröße in Höhe von 1.000 Euro aus. Pro Trade möchtest du maximal zwei Prozent riskieren. Professionelle Anleger riskieren sogar nur einen Prozent. Zwei Prozent von 1.000 Euro entsprechen 20 Euro. Der Stopp-Loss wird einen Euro unterhalb des Einstiegspreises platziert. Zudem musst du für einen Roundturn (Kauf und Verkauf) Ordergebühren in Höhe von 10 Euro bezahlen. Insgesamt darfst du gerade einmal 10 Aktien kaufen.

Du merkst zum einen, dass es sich mit 1.000 Euro nur schwer handeln lässt und zum anderen, dass du dich vom Traum des großen Geldes verabschieden solltest.

 

Kapitalerhalt – Fazit

Mit 1.000 Euro zu beginnen, ist kein schlechter Weg. Wenn du das Geld dafür nutzt, die Börse kennenzulernen, Gewohnheiten zu trainieren und Strategien zu testen. Profitabel wirst du mit einem solchen Konto kaum werden, da die Ordergebühren zu hoch sind. Aber darum soll es ja auch nicht gehen. Sobald du den Kapitalerhalt verinnerlicht hast und alles vernünftig umsetzt, solltest du über ein größeres Konto nachdenken.

Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem langen Weg zum professionellen Trader.

Martin Brosy

Was ist Trading-Kapital und wie viel braucht man?

Über Martin Brosy 1 Artikel
Martin Brosy blickt auf knapp zehn Jahre Trading-Erfahrung zurück. Er betreibt eine Online Trading Academy namens TRADEMY. Darin stehen dem Kunden weit mehr als 200 Videos und über 700 Quizfragen zur Verfügung. Zudem lässt sich das erlangte Wissen in mehreren Prüfungen zertifizieren.

2 Kommentare zu Kapitalerhalt – Die am meisten unterschätzte Tradingregel

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