Intermarketanalyse erfolgreich im Handel anwenden: Trading Beispiel

In meinem ersten Beitrag für Trading-Treff werde ich euch anhand eines Beispieltrades zeigen, wie man die Intermarketanalyse erfolgreich anwenden kann. Das Thema war hier schon mehrfach zu lesen und ist daher nicht neu. Meinen Ansatz erkläre ich für alle Neu-Börsianer nach der Beantwortung der Frage: Was beinhaltet die Intermarketanalyse“ überhaupt?

 

Was ist die Intermarketanalyse?

Bei der Intermarketanalyse stellt man die Bewegungen der verschiedenen Märkte / Werte in einen Gesamtzusammenhang.  Aktien, Rohstoffe, Anleihen/Zinssätze und Währungen beeinflussen sich alle gegenseitig und stehen somit in Wechselbeziehung zueinander. Mittels der Intermarketanalyse kann beispielsweise ein erfahrener Trader oftmals schon im Vorhinein einen Trendwechsel erkennen und sich entsprechend positionieren. Aber genug der stumpfen Theorie. Schauen wir uns ein reales Beispiel an.

 

Mein Long-Trade auf Citigroup

Auf meinem Blog tradevolution.net poste ich börsentäglich meine Swingtrades und die damit verbundenen Ein-und Ausstiege. Am 18.09.17 ging ich in der Bankaktie Citigroup (US-Ticker: C) long, weil der Wert aus einer mehrwöchigen Konsolidierung unter leicht erhöhtem Volumen ausbrach. Allerdings war die charttechnische Konstellation von C nicht alleine für meinen Einstieg ausschlaggebend.

Intermarketanalyse erfolgreich im Handel Citigroup
Chartbild Citigroup 5 Monate

 

Exkurs: Fristentransformation 
Die Entwicklung der US-Bankaktien hängt sehr stark vom Verlauf der kurz- und langfristigen Zinssätze ab. Die Finanzinstitute gewähren ihren Kreditkunden v.a. langfristige Kredite mit festem Zinssatz, während die Sparer über ihre Bankeinlagen kurzfristig verfügen wollen (z.B. per Girokonto). Mittels der sog. Fristentransformation wandeln die Banken die kurzfristigen Einlagen der Sparer in langfristige Kredite für Schuldner um. Ein Anstieg der langfristigen Zinssätze wirkt sich somit positiv auf die Ertragssituation der Banken aus, was sich auch in den Aktienkursen wiederspiegelt.

Aufgrund dieser Kausalitäts- und positiven Korrelationsbeziehung zwischen den langfristigen US-Zinsen und den Bankaktien, beziehe ich beim Handel von US-Bankwerten auch immer den charttechnischen Verlauf der US-Bonds mit ein. Nur dann ist für mich die Intermarketanalyse erfolgreich.

Den unteren Tageschart von Citigroup habe ich daher mit der Kursentwicklung der 30-jährigen US-Anleihezinsen unterlegt. Die stark positive Korrelation fällt sofort ins Auge. Als die langfristigen Zinsen stiegen, stieg auch C und wenn sie fielen, konsolidierte C seitwärts.

 

Im Juli und August kam es bei Citigroup jeweils zu einer mehrwöchigen Seitwärtsbewegung, nachdem die Zinsen widerstand an der 2,9%-Marke gefunden hatten und danach zurückfielen. Als C letztendlich die $70er Marke überwinden konnte (siehe blaue, vertikale Linie), lagen die Zinssätze deutlich unter dem 2,9% Widerstand und befanden sich gleichzeitig in einem Aufwärtstrend auf Stundenbasis. Aus Sicht der Bondzinsen stand dem C-Breakouttrade damit nichts im Weg. Innerhalb der nächsten 3 Wochen verkaufte ich die Aktie in mehreren Teilpositionen, wobei das letzte Drittel erst abgestoßen wurde, nachdem C eine langfristige Trendlinie berührte und die US-Zinsen wieder die Widerstandsmarke von 2,9% anliefen (siehe rote, vertikale Linie).

Intermarketanalyse erfolgreich im Handel Citigroup / Bonds
Chartbild Citigroup mit Intermarketanalyse 30 year Bonds

 

Somit war für diesen Trade die Intermarketanalyse erfolgreich. Kann man das nun allgemein und immer anwenden?

 

Wie deutet man Intermarketverhalten

Ich persönlich verwende die Intermarketanalyse immer zwecks Bestätigung oder Divergenz des eigentlichen Kauf-/Verkaufsignals, welches ich aus den Chartverlauf des zu handelnden Wertes ableite. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ich niemals nur aufgrund von Intermarketverhalten eine Position eingehen oder verkaufe. Vielmehr überprüfe ich sowohl vor als auch während des Trades, ob der korrelierende Markt das Chartbild bzw. Kauf-/ Verkaufssignal bestätigt oder nicht. Je mehr man das Intermarketverhalten in seinem Trading berücksichtigt, desto besser kann man dieses deuten und erfolgreich in seinen Handelsansatz nach und nach einfließen lassen.

 

Herleitung der Intermarketbeziehung

Natürlich sollte man sich im Vorfeld darüber Gedanken machen, wo sinnhafte Korrelationsbeziehungen vorliegen könnten und in welche Richtung (Kausalität) sie wirken. So dürfte im obigen Citigroup-Beispiel klar sein, dass nicht der Verlauf der Citigroup-Aktie die US-Anleihenzinssätze beeinflusst, sondern das die Kausalitätsbeziehung umgekehrt ist (Zinssätze beeinflussen Bankaktien). Speziell die US-Anleihezinsen sowie der US-Dollar beeinflussen den Verlauf vieler anderer Assetklassen. Als Swing- oder Positionstrader sollte man folglich immer auch den Blick auf den mittel und langfristigen US-Anleihen sowie auf dem US-Dollar haben sowie die wichtigsten Kausalitäts- / Korrelationsbeziehungen kennen.

Bsp: +Anleihezinsen: > +US-Dollar, zinssensitive Aktiensektoren wie +Banken, -Versorger, -REITS…

Bsp: +US-Dollar: > -Rohstoffe,  -Emerging Markets, -Gold…

Niedrigere Handelsfrequenz, höhere Trefferquote, mehr Erfolg

Bezieht man als aktiver Swing- und Positionstrader regelmäßig das relevante Intermarketverhalten mit ein, sinkt meiner Erfahrung nach die Handelsfrequenz deutlich, da viele Kauf- oder Shortsignale vom Intermarktverlauf negiert werden. Kommt es hier zu Divergenzen, kann es u.U. Sinn machen auf den Trade zu verzichten. Dadurch haben jedoch im Umkehrschluss die vom Intermarket bestätigten Signale eine deutlich höhere Trefferquote. Laufen beide „Hand in Hand“, sind die darauf folgenden Kursbewegungen oftmals dynamischer und länger anhaltend. Auch Ausstiege aus einer Position können wie im obigen Citigroup-Beispiel präziser unter Berücksichtigung des Intermarktverlaufs getimed werden.

Natürlich macht es nicht bei jedem Trade Sinn, das Intermarketverhalten zu checken. Es gibt einfach Werte wie z.B. die FANG-Aktien (dazu hier auf Trading-Treff eine Chartanalyse), welche sich kaum von Zinssätzen oder dem USD beeinflussen lassen. Dennoch werdet ihr überrascht sein, wie viele Trades sich mittels Intermarketanalyse erfolgreich tätigen lassen.

 

Euch einen erfolgreichen Handel und besucht mich gerne auf meinem Blog Tradevolution.net 🙂

Pasa

Über Pasa Tradevolution 1 Artikel
Pasa lebt in Thailand und handelt seit mehr als 15 Jahren die US-Aktienmärkte, inbes. US-Momentumsaktien. Auf seinem Blog tradevolution.net veröffentlicht er börsentäglich seine Swingtrades und schreibt u.a. Analysen sowie Weiterbildungsartikel.
Kontakt: Webseite

6 Kommentare zu Intermarketanalyse erfolgreich im Handel anwenden: Trading Beispiel

  1. Gefällt mir ebenso. Ich bin dann wohl derjenige auf der anderen Seite (Forex / Bonds). Zusammen verlieren wir nicht 😉

    Florian

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