Was sind ETF´s?

Heute stelle ich Ihnen ein Produkt vor, das sich einer immer größeren Beliebtheit erfreut. Dabei handelt es sich um die Exchange Traded Funds, kurz ETF´s genannt. Bei den ETF´s handelt es sich um passiv gemanagte Finanzprodukte, die in den meisten Fällen einen Index nachbilden. Die Fragen, die ich heute beantworten möchte, ist: Was sind ETF´s und wie sind sie strukturiert?

 

Die ETFs sind eine Erfolgsgeschichte an den Börsen. Immer mehr Anleger setzen auf diese passiven Investmentfonds. Aus diesem Grund stelle ich Ihnen heute die Exchange Traded Funds genauer vor.

 

Indizes gingen den ETF´s voraus

Die Geschichte der Indizes begann im Jahr 1848 mit der Einführung des Railroad Index. Fast 40 Jahre später wurde 1884 der Dow Jones Index von Charles Dow und Edward Jones konzipiert und veröffentlicht. Er ist einer der bekanntesten Indizes weltweit und erfährt eine entsprechende Aufmerksamkeit in den einschlägigen Medien. Ein interessantes Detail bei dem Index ist, dass von den ursprünglichen Unternehmen, aus denen der Index sich zusammensetzte, nur noch General Electric übrig geblieben ist.

Die moderne Geschichte der Indizes begann jedoch erst sehr viel später, nämlich im Jahr 1998 mit der Einführung des STOXX Europe 50 und des EURO STOXX 50. Beide zeichnen sich durch ein öffentlich zugängliches und transparentes Regelwerk aus, was mitunter für eine effiziente Indexnachbildung unerlässlich ist.

Mittlerweile gibt es weltweit unzählige Indizes. Doch die große Masse der angebotenen Indizes ist irrelevant. Nicht nur Aktien werden in Indizes zusammengefasst, sondern auch Anleihen, Rohstoffe und vieles mehr. Eine Besonderheit sei hier noch erwähnt: Die Preisquellen für Anleihen Indizes sind meist Indikativ.

Die fünf größten Index-Anbieter sind MSCI, S&P, Dow Jones, FTSE und STOXX. Die ersten beiden verwenden den Global Classification Standard zur Index-Erschaffung und der Rest folgt dem Industry Classification Benchmark.

Schon Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre kam man auf die Idee, einen Index einfach nur nachzubilden, da die wenigsten Manager besser als die Benchmark-Index waren. Somit waren die Indexfonds geboren.

 

ETF´s vs. Indexfonds

Einer der ersten, die Zweifel am aktiven Management hegten, war John C. Bogle, der Gründer von The Vanguard Group. In seiner Dissertation erbrachte er den Nachweis, dass das Gros der Manager dem Index hinterher hinkt und dieser Umstand nicht nur an der Qualität des Managements selbst lag sondern besonders an den viel zu hohen Kosten. Er schlug zur Behebung dieses Umstandes die Erschaffung eines Indexfonds vor, der von einer Börse selbst begeben wird und eine Total Expense Ratio nahe Null aufweist.

Soweit ging es am Anfang der Geschichte dann aber doch nicht. 1976 wurde dann einer der bekanntesten Indexfonds aufgelegt – der Vanguard 500 Index Funds.

Der Hauptunterschied zwischen Indexfonds und ETF´s ist der, dass die Indexfonds nicht an der Börse gehandelt werden konnten und damit pro Kauf ein Ausgabeaufschlag anfiel. Gemein ist beiden, dass sie einen Index passiv nachbilden und in Europa als Publikumsfonds gelten. Die assets under management (AUM) sind damit als Sondervermögen klassifiziert und dadurch vor einer möglichen Insolvenz der Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG, ehemals KAG) geschützt.

Die klassischen Indexfonds sind mittlerweile fast vollständig von der Oberfläche verschwunden und zum Großteil als ETF´s strukturiert.

Der erste erfolgreiche ETF war der berühmte Standard and Poors Depositary Reciepts (SPDR Ticker Symbol SPY) – umgangssprachlich Spider genannt. Entwickelt wurde der ETF von der American Stock Exchange im Jahr 1993. Der Verwalter des Fonds ist die State Street Corporation.

Indexabbildung per ETF´s – Welche Bedingungen gibt es?

Der Index und seine Bestandteile müssen liquide sein. Denn wenn sie es nicht sind, ist es nicht möglich, den Index effizient nachzubilden. Zusätzlich muss das dem Index zugrunde liegende Regelwerk transparent sein und die Indexzusammensetzung muss regelbasiert erfolgen.

Viel mehr muss ein Index nicht mitbringen, um von einem ETF nachgebildet werden zu können. Besonders wichtig ist, dass man sich unbedingt immer vor Augen hält, dass das passive Management liquide Märkte benötigt, um effizient zu funktionieren – insbesondere in einer Zeit, in der alles mögliche in ETF´s verpackt wird wie zum Beispiel auch Kredite und andere spezielle Marktsegmente.

Wie wird ein Index von ETF´s getracked?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten einen Index abzubilden.

  1. Vollständige physische Replikation
  2. Optimierte physische Replikation
  3. Synthetisch unfunded
  4. Synthetisch funded
  5. Synthetisch fully funded

Was sind jetzt die spezifischen Merkmale, der aufgezählten Möglichkeiten? Dazu möchte ich mit den physisch replizierenden anfangen. Diese stellen meiner Meinung nach auch die wichtigsten ETF´s am Markt dar.

Bei der vollständigen Replikation werden alle Indexbestandteile entsprechend ihrer Gewichtung gekauft. Wenn man z.B. alle Bestandteile des S&P500 kaufen möchte, kann das zu hohen Kosten führen. Der Vorteil ist, dass der Tracking Error hierbei sehr gering ist. Häufig wird in einem solchen Fall jedoch ein optimiertes Portfolio erstellt. Dieses reduziert zwar die Handelskosten, erhöht allerdings das Risiko eines signifikanten Tracking-Errors.

Um die TER weiter zu drücken, wird im Normalfall bei beiden Replikationsarten die Wertpapierleihe betrieben. Dabei entsteht ein Gegenparteirisiko, welches man immer im Hinterkopf behalten sollte. Wieviel ein Fonds von seinen Wertpapieren verleiht, kann man bei den jeweiligen Emittenten einsehen oder auch bei Morningstar.

Wenn Sie jetzt denken: Okay dann nehme ich einfach synthetische ETF´s und umgehe das Gegenparteirisiko, dann muss ich Sie enttäuschen. Bei allen drei Möglichkeiten der synthetischen Replikation existiert das Ausfallrisiko des Swap-Partners. Der Swap ist zwar besichert zu mindestens 107,5% des Swap-Wertes, doch ob in Folge eines Ausfalls die Qualität der Sicherheiten nicht beeinträchtigt wird, ist zweifelhaft.

Der Vorteil der synthetischen ETF´s ist, dass sie meist einen geringeren Tracking-Error aufweisen. Dieser Vorteil ist, wie ich finde, aber auch der einzige. Auf synthetisch replizierende ETF´s verzichte ich selbst komplett, da ich den Swap-Konstrukten nicht traue. Sollte etwas dabei schiefgehen, ist das Anleger-Geld wohl nicht weg, jedoch könnte es Monate dauern bis man sein Geld wiedersehen wird.

Die Kosten eines ETF´s

Durch die Kosten entstehen Abweichungen zum Index. Der sogenannte Tracking-Error wird durch folgende Posten verursacht.

  1. Total Expense Ratio
  2. Indexlizenz
  3. Indexumstellung (Handelskosten)
  4. Cash Drag
  5. Indexoptimierung
  6. Wertpapierleihe

Die Auswirkungen der aufgeführten Posten kann positiv, wie auch negativ sein. Die ersten drei Posten wirken sich immer negativ aus und mindern die Rendite. Im Gegensatz dazu bringt die Wertpapierleihe (Ausfall der Gegenpartei sei mal hier ausgenommen) immer einen Ertrag, der die Kosten mindert.

Der sogenannte Cash Drag entsteht z.B. durch ausgezahlte Dividenden, die bis zur Ausschüttung als Cash im Sondervermögen verbleiben. Dadurch entsteht eine leichte Underperformance in steigenden Märkten und vice versa bringt es in fallenden Märkten Vorteile. Deshalb kann man sagen, dass sie sich positiv wie negativ auswirken kann. In der Praxis wird versucht, den Cash Drag mit Hilfe von Derivaten zu neutralisieren.

Die Indexoptimierung kann sich positiv oder negativ Auswirken, da nicht alle Indexbestandteile gekauft werden, sondern nur Teile davon. Meist wird hier auf die kleinsten Teile des Index verzichtet. Das kann zu einem signifikanten Tracking Error führen.

Die ETF Portfolio Ampel – Risikosteuerung eines ETF Depots

 

ETF´s im Fazit

Zusammenfassend kann man sagen, dass die ETF´s, die auf liquide Märkte aufbauen, eine gute Möglichkeit darstellen, den Core des Portfolios zu ergänzen und damit auch die jeweilige Cash-Quote zu steuern. Fallstricke lauern hier bei weniger liquiden Märkten, wie den High Yield Bonds, verbrieften Krediten aber auch bei Faktor ETF´s wie z.B. Low Volatility Produkten.

In dem Artikel „Der Schwarm und die Allokationsblase“ hatte ich 2016 auf solche Risiken hingewiesen.

Auf die eben erwähnte Core-Satellite-Strategie werde ich demnächst in einem weiteren Artikel eingehen.

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