Katalysator Handelsstreit – Die Welt im Wandel

Globalisierung, Regionalisierung, es ist ein Kampf zwischen diesen Lagern ausgebrochen. Die Front verläuft zwischen pro Globalisierung und Freihandel vs. Protektionismus und die eigene Nation zuerst. Es ist ein Kampf, der, mit welchen Mitteln auch immer geführt, seine Spuren hinterlassen wird. Doch das ist nur der Oberbau, auch so haben sich die Wirtschaftsaussichten eingetrübt und maßgebliche Veränderungen nehmen ihren Lauf. 

 

Wirtschaftsaussichten

 

Während der IMF (Internationaler Währungsfonds) im vergangenen Jahr noch von einem weltweiten Wachstum von 3,9% ausging, wurde dieser Forecast am 08.10.2018 auf 3,7% gesenkt. Das Wachstum fällt in den entwickelten Staaten ein wenig geringer aus, doch besonders in den Emerging & Developing Markets sieht der IMF eine Verlangsamung des Wachstums. Länder wie die Türkei oder Argentinien stechen besonders negativ heraus.

Es sind wohl schon die direkten Auswirkungen des Handelskrieges zwischen den USA und dem Rest. Jedenfalls erhöht dieser Streit die Unsicherheit und die ist es, welche letztendlich das Wachstum drückt. Auch an den Finanzmärkten macht sich die Unsicherheit in Form einer erhöhten Volatilität bemerkbar.

Nicht nur der IMF senkte seine Wachstumsprognose, sondern auch das Ifo Institut sieht, dass sich die Wachstumsaussichten im Euroraum verschlechtern.

 

Budgetstreit in der EU

 

Dazu gesellen sich noch die Budget Streitigkeiten zwischen der EU Kommission und Italien. Hier hat sich die EU Kommission besonders aggressiv hervorgetan, wie auch die EZB und Bundesbank, welche in einer bisher nie dagewesenen Weise die Solvenz eines Mitgliedstaates in Zweifel zogen. Doch die Rechnung der Institutionen gegenüber Italien wird aller Voraussicht nach nicht aufgehen.

Von den Akteuren, insbesondere den Bürokraten aus Brüssel, wird vielleicht die Konsequenz der ersten Ordnung noch erkannt (Scheitern der Regierung, Bank Run, Bank Pleiten), doch die Auswirkungen der zwoten (ITALEXIT) und dritten Ordnung (Ende des Euro) völlig ignoriert, oder noch schlimmer, erst gar nicht in Betracht gezogen.

Dabei würde es allen Staaten der EU gut zu Gesichte stehen, wenn sie weniger Paragraphen reiten und im Gegenzug praktikable Lösungen erarbeiten würden. Denn heute ist es noch Italien, doch morgen könnte es sich schon um Frankreich oder Deutschland handeln.

Frankreich? Deutschland? Das ist doch spinnert oder etwa nicht?

Frankreich erhielt in der KW 42 einen Brief der Kommission, in dem ihnen mitgeteilt wurde, dass die Reduzierung des Budgetdefizits 2019 nicht zufriedenstellend ist und nicht im Einklang steht mit den vorher getroffenen Absprachen. Soweit zu den kleinen Budgetproblemen, doch hier ist noch kein wirtschaftlicher Abschwung enthalten, der zwar nicht sicher ist, jedoch eintreten kann.

Besonders die europäische Autoindustrie steht sehr verletzlich dar, wenn man sich einmal die Absatzzahlen in Europa, USA & China anschaut. Zusätzlich wird der Demographische Wandel die Konsumlandschaft stark verändern und damit auch den Absatz von Automobilen negativ beeinflussen.

Die Autoindustrie ist es auch, die für Deutschland absolut wichtig ist und seit dem Dieselskandal nur noch vor sich hindümpelt. Es wurde offensichtlich, dass der „Kaiser“ keine Kleider trägt. Zukunftsinvestitionen wurden im besten Fall verschlafen, doch ist es wahrscheinlicher, dass hier ein Bob Rubin Trade vom verantwortlichen Management betrieben wurde. Jedenfalls steht Deutschland sehr exponiert dar, sollte es zu einem Wirtschaftsabschwung kommen.

 

Krise der Autoindustrie

Über die aufziehende Krise der Autoindustrie hatten wir hier auf Trading-Treff schon öfters berichtet, weshalb hier an dieser Stelle nur auf die entsprechenden Artikel verwiesen werden soll.

VW, Daimler und BMW – Automobilindustrie vor einer großen Krise?

Frankreich non, Volvo gå, die Autowelt ist im Wandel

Das Diesel Tollhaus

Das dicke Ende für die Autobauer kommt auf der Überholspur

Die Zukunft der Mobilität: Mobilität auf Abruf

Sackgasse – Die Mobilität verändert ihr Gesicht

Neue Mobilität, die Zukunft des Transportsektors

Und halt Tesla´s Ford T Moment, der sich im Q3 2018 ereignet hat.

Gute Zahlen bei Tesla Gewinn in Q3!

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Neben der Autoindustrie drückt Deutschland auch noch bei den eigenen Banken der Schuh. Ihnen fehlen tragfähige Geschäftsmodelle und Eigenkapital. Es wird zwar gern auf die hohe Risikogewichtete Tier 1 Capital Ratio verwiesen, da aber hier nicht einmal Einigkeit herrscht, wie denn genau die Gewichtung vollzogen wird, ist es nicht gerade Transparent und keine objektive Bewertung der Lage möglich. Nimmt man jedoch die Leveraged Ratio herbei so steht z.B. die Deutsche Bank nicht gut dar. Sie verfügt dem Global Capital Index zufolge nur über ein Eigenkapital in Höhe von 3,52%.

Wenn man in einem Glashaus sitzt, dann sollte man nicht mit Steinen werfen.

 

Das Vermögen der Staaten

 

Da wir uns hier beim Budgetstreit schon bei den Schulden der einzelnen Staaten aufhalten, können wir auch zugleich einen Blick auf das Netto Vermögen der einzelnen Staaten wagen. Zu diesem Zweck hat der IMF einen schönen, aufschlussreichen Chart konstruiert.

Netto Vermögen einzelner Staaten – Quelle: IMF https://blogs.imf.org/2018/10/23/chart-of-the-week-government-debt-is-not-the-whole-story-look-at-the-assets/

Das Austeritätsregime bringt nichts. Durch die Einsparungen im Budget, kann langfristig ein größerer Schaden entstehen, als kurzfristig eingespart wird. In Deutschland kennen wir das Problem zu genüge, denn hier müssen wir uns nur einmal auf den Autobahnen der Republik bewegen. Investitionen in Infrastruktur sind positiv zu sehen und erhöhen wahrscheinlich das Nettovermögen und Wachstumspotential. Austeritätspolitik erreicht genau das Gegenteil und sollte mit äußerster Vorsicht behandelt werden. Die Praxis zeigt, es ist nicht die Lösung.

Ein Blick in die, von howmuch designte, World Poverty Karte, erkennt man schnell einige Flecken in Europa, die gemessen an der Kaufkraftparität ärmer sind, als zum Beispiel Russland oder Kasachstan.

 

Visualisierung von Extremer Armut weltweit – Quelle: howmuch – https://howmuch.net/articles/people-living-in-extreme-poverty-2018

Es sollte der Kommission aber auch den Regierungen Europas zu denken geben, wenn in Ländern wie Italien und Griechenland extreme Armut häufiger anzutreffen ist, wie in der Russischen Föderation. Es ist eigentlich ein erbärmliches Zeugnis.

Neben diesen eingetrübten Wachstumsaussichten und den am Horizont aufziehenden Gewitter, verändert sich die Welt grundlegend. Eurasien wächst mehr und mehr zusammen.

 

Katalysator Handelsstreit

 

Die Länder Eurasiens arbeiten zunehmend zusammen. Das zeigt nicht nur das Vladivostok Eastern Economic Forum, sondern auch das ASEM Treffen. Europa versucht näher an die ASEAN heranzurücken und so indirekt mit Russland und China zu interagieren, ohne dabei den Unmut der USA auf sich zu ziehen. Daneben rückt aber auch Japan wesentlich näher an China und Russland heran. Ein Schritt der, wenn man ihre gemeinsame Geschichte betrachtet, Aufmerksamkeit erregen sollte.

Der Sicherheitsgarant USA ist nicht mehr so wohl gelitten und die einzelnen Staaten Asiens orientieren sich langsam aber sicher um. Der Katalysator, der diese Entwicklung beschleunigt, ist der Handelsstreit zwischen den USA und China aber besonders auch der Umgang der USA mit ihren noch Partnern.

China und Japan nähern sich erneut an und wollen sich in Kooperation üben. Bei dem Treffen von Shinzo Abe und Xi Jinping kam es zu folgenden warmen Worten:

Relationship between two countries ‘has encountered a lot of obstacles’, Xi Jinping says, but is now becoming ‘normalised’
Tokyo, Beijing are ‘neighbours and partners … will not be a threat to each other’, Shinzo Abe says

…..

“Under the new situation, China and Japan have become more reliant on each other. Globally, the two countries also share more diverse mutual interests and mutual concern,” Xi was quoted as saying by state-run CCTV, as he also called for more strategic communication between the two countries.

Quelle: SCMP – https://www.scmp.com/news/china/diplomacy/article/2170436/china-japan-moving-competition-cooperation-leaders-say

Es waren aber nicht nur warme Worte, sondern es kam auch zu einem Währungsswap in Höhe von $30 Mrd. Zusätzlich dazu arbeitet Japan eng mit Russland zusammen, um besser an die Neue Eurasische Landbrücke angebunden zu werden. Hier von sind auch die beiden Koreas betroffen, an deren Annäherung gearbeitet wird. Das hat von Seiten Süd Koreas her auch Demographische Gründe, denn auch in Süd Korea macht sich die alternde Bevölkerung bemerkbar. Es ist eine Entwicklung, die die Gesellschaften vor ungeahnte Herausforderungen stellen werden. Einbruch des Konsums, kollabierende Vorsorgesysteme, etc..

Risiko Baby Boomer – Eine Unterschätzte Veränderung

Nord Korea ist ein weißer Punkt auf der Weltwirtschaftskarte, der noch erschlossen werden kann. Das Land bietet Unternehmerische Chancen, die so in anderen Ländern nicht mehr gegeben sind. Trotz der westlichen Sicht, ist die Bevölkerung des Landes nicht ungebildet, denn wäre es so, hätten sie nicht die Atombombe bauen können. Aber auch der Aufbau eines eigenen Mobilfunknetzes und einer eigenen Art des Internets sprechen dafür.

Selbst Investoren erkennen die Chancen, die sich dort ergeben. Mark Mobius sieht in dem Land große Chancen und würde investieren, wenn es denn möglich wäre.

Weitere Veränderungen wird das kommende CPTPP bringen. Hinter dieser Abkürzung versteckt sich das Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership, ein multilaterales Handelsabkommen, aus deren Verhandlungen sich die USA zurückgezogen haben. Es war einst als Gegenpol zu China gedacht und sollte dessen Bestrebungen in der Region eindämmen. Das CPTPP ist auch als TPP11 bekannt und die teilnehmenden Länder sind:

Australien, Brunei, Kanada, Chile, Japan, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam

 

Fazit zu den Entwicklungen

 

Insgesamt tut sich sehr viel auf der Eurasischen Landmasse und China versprach erneut eine weitere Öffnung des eigenen Heimatmarktes. Wobei hier abgewartet werden sollte, ob es denn dazu wirklich kommt. Jedenfalls ist die Interkonnektivität der Eurasischen Landmasse und die Neue Mitte ein Thema welches die Wirtschaft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten dominieren wird.

All diese Veränderungen werden sich langfristig bemerkbar machen und die Wirtschaftliche Landschaft prägen. Besonders der Demographische Wandel wird seine Spuren hinterlassen, wie auch der Technologische Fortschritt. Es wird Zeit als Investor den Eurozentrischen Blick hinter sich zu lassen und zu neuen Ufern aufzubrechen.

 

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