Auslandsschulden der Türkei könnten zum Problem werden

In der Türkei sind die Bedingungen für die Wirtschaft schon lange positiv. Seit vielen Jahren befindet sich das Land am Bosporus bereits auf dem Wachstumspfad. Gestützt durch eine freundliche Steuerpolitik und ein zu niedriges Leitzinsniveau wächst die Wirtschaft weiter deutlich. Doch der Türkei drohen stürmische Zeiten.

 

In der Türkei ist die Inflation auf dem Vormarsch. Anders als im Euroraum verfehlt die Inflation ihr Zentralbankziel nicht auf der Unterseite, sondern liegt mit über 10 % deutlich über dem Zielwert von 5 %.

Nun könnte man durchaus meinen, dass die Türkische Zentralbank damit besser leben kann als mit einem zu niedrigen Wert. Immerhin ist der Leitzins schon seit langem auf einem für diese Teuerungsrate zu niedrigem Niveau. Allerdings täuscht dieser Anschein.

 

Türkische Währung schwächer – Auslandsschulden drücken

Es gibt nicht viele Gefahren für die Stabilität des Geldsystems in einem Währungsraum. Doch eine Gefahr ist latent gegeben, jedenfalls dann, wenn sich Staaten im Ausland verschulden. Anders als die Vereinigten Staaten von Amerika, hat die Türkei einen nicht unwesentlichen Anteil der eigenen Verschuldung in fremden Währungen wie Euro oder im USD aufgenommen. Dieser Weg ist nicht unüblich unter Staaten, doch macht diese „Außenverschuldung“ die Refinanzierung über die Notenbank im Falle einer wirtschaftlichen Krise fast undenkbar.

Während Länder wie die USA jederzeit die Druckerpresse zur Staatsfinanzierung nutzen können, und damit die Wahrscheinlichkeit eines Staatsbankrotts nur theoretischer Natur ist, steht dieses Instrument den Ländern, die in fremden Währungen verschuldet sind, nicht im selben Umfang zur Verfügung.

Der Außenwert einer Währung hängt von verschiedenen Bedingungen wie dem Wirtschaftswachstum, der Inflation aber auch dem Vertrauen des Marktes ab. Sollte der Wert einer Währung deutlich fallen, während das betreffende Land eine hohe Auslandsverschuldung auf Fremdwährungen besitzt, drückt die Schulden- und Zinslast mit jeder weiteren Abwertung zusätzlich. Damit ist die amerikanische Zinswende ein echtes Problem für die türkische Wirtschaft geworden, auch wenn die Verschuldungsquote zum BIP bisher überschaubar ist.

Türkei Schulden – Es wird kritisch für die Lira und europäische Banken

 

Amerikas Zinsen bringen Türkei unter Druck

Die Refinanzierung aller Unternehmen und Staaten, die im USD verschuldet sind, hängt an der Zinsentwicklung der amerikanischen Kapitalmärkte.

Damit kommt die Zinswende in den USA diesen Ländern wahrhaftig nicht gelegen. Außerdem sorgt vor allem eine schwache Währung unter diesen Umständen für eine zusätzliche Belastung des Staatshaushaltes. Damit wird der zuletzt zu beobachtende Verfall der Türkischen Lira gegenüber dem Euro und dem US-Dollar nach und nach zu einer ernstzunehmenden Problematik.

 

Auslandsschulden der Türkei und Lira Schwäche könnten ein Problem werden
Lira Schwäche zeigt sich deutlich

 

Fazit zur türkischen Fremdwährungsverschuldung

Bis zum heutigen Tag setzt sich das starke Wirtschaftswachstum innerhalb der Türkei fort. Die Inflation ist bisher nicht außer Kontrolle, wenngleich diese weiterhin recht hoch ist. Der Leitzins und die Steuerpolitik stützen diese Entwicklung und sorgen so für relativ stabile Aussichten für die Türkei.

Lira Schwäche könnten ein Problem werden und Auslandsschulden könnten zum Problem werden
Auslandsschulden der Türkei im USD drücken bei Währungsschwäche zusätzlich

Allerdings könnte sich ein Sturm andeuten, da die Türkische Lira gegenüber den Verschuldungswährungen der Türkei schwächelt. Das Leistungsbilanzdefizit wächst zuletzt immer deutlicher und die Türkei ist damit abhängig von weiteren Kapitalflüssen aus dem Ausland. In diesem Umfeld werden deutliche Leitzinserhöhungen immer wahrscheinlicher.

Sollte die Türkische Zentralbank zu lange mit den Zinsanhebungen warten, könnte der türkische Hunger nach Importen, im Bereich der Rohstoffe, Investitionen sowie der Konsumwaren, den Außenwert der Türkischen Lira weiter unter Druck setzen. Aus diesem Umstand heraus wäre eine heftige Währungskrise denkbar, die deutliche Spuren in der Konjunktur hinterlassen würde.

Der türkische Aktienmarkt könnte aus diesem Grund früher oder später deutlich einknicken und es dem ausländischen Kapital damit zusätzlich unattraktiver machen, den Weg in die Türkei zu finden. Damit könnten der türkischen Wirtschaft schwierige Zeiten bevorstehen.

Auswirkungen von Strafzöllen und Protektionismus auf die Börse

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