Verkaufssignale im DAX – aus der Historie lernen

Der DAX befindet sich auf Talfahrt. Immer mehr Anleger fragen sich, ob wir mitten in einem Bärenmarkt sind, oder ob es doch nur eine Korrektur im Aktienmarkt ist. Gewissheit kann es nicht geben, aber ich zeige Ihnen in diesem Beitrag meine Sicht auf den deutschen Aktienmarkt auf.

 

Sieht Ihr Depot aktuell tief rot aus oder haben Sie bereits alles verkauft? So oder so, der DAX zeigt aktuell sehr viele Verkaufssignale. Ich bin seit Juni nicht mehr im DAX investiert , das heißt aber nicht, dass der Index weiter fallen muss. Ich stelle ungern Prognosen auf, vielmehr folge ich den Trends und den technischen Signalen. Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick auf die aktuelle Situation und auf ähnliche Situationen in der Vergangenheit werfen, damit wir sinnvolle Schlussfolgerungen daraus ziehen können.

 

DAX: Deutliche Verkaufssignale

 

Der folgende Chart zeigt mal wieder auf eindrucksvolle Art und weise wie technische Analyse funktioniert. Ende 2016 gab es viele technische Kaufsignale (im Chart als „K“ gekennzeichnet), beispielhaft nenne ich drei wesentliche Signale:

  • Bruch der Abwärtstrendlinie
  • Bruch einer wichtigen Widerstandszone
  • der GD250 (gleitende Durchschnitt über 250 Handelstage, ca. ein Kalenderjahr) beginnt zu steigen, d.h. der durchschnittliche Kurs des DAX steigt

 

Im Ergebnis setzte eine heftige Aufwärtsbewegung ein, der DAX stieg dynamisch und schnell an. Seit Oktober 2017 kommt der Index jedoch nicht mehr richtig „vom Fleck“. Die Kurse bewegen sich unter Schwankungen seitwärts. Im Zeitablauf entstehen immer mehr Verkaufssignale, zum Beispiel:

  • Die Aufwärtstrendlinie geht verloren
  • der GD250 flacht ab und beginnt schlussendlich zu fallen
  • eine wichtige Unterstützungszone bei rund 12.000 Punkten wird unterboten

 

Doch was bedeutet das nun? Wird der DAX jetzt in sich zusammenfallen?

DAX-Chart mit Verkaufssignalen
DAX: Kaufsignale (K) Ende 2016 sowie Verkaufssignale (V) Mitte 2018 (eigene Darstellung, erstellt mit TraderFox)

 

Interpretation von Verkaufssignalen: Crash vs. Fehlsignal

 

Was passierte in der Vergangenheit nach solchen Verkaufssignalen? In 2008 kam es zu einem herben Crash, investierte Marktteilnehmer mussten massive Verluste hinnehmen. Wer beispielweise von Juni 2008 (also deutlich nach Generierung der Verkaufssignale) bis Ende Februar 2009 investiert war, verlor mehr als 42% seines investierten Vermögens. Übrigens: Um diesen Verlust wieder aufzuholen, müssen Sie eine Rendite in Höhe von mehr als 72% einfahren – das ist nicht leicht, kostet viel Zeit und danach sind Sie gerade mal wieder auf Null (das heißt kein Cent Gewinn!).

 

Negative Stimmung baut sich im DAX aus: Chartanalyse KW44

 

Technische Analysten bzw. Trenfolger hätten den Bruch der grünen Unterstützungszone bemerkt, das langsame „Herumdrehen“ des GD250 sowie viele weitere Verkaufssignale. Wer die technische Analyse als Werkzeug genutzt hätte, dem wäre ein großer Teil des Verlustes erspart geblieben und derjenige hätte 2009 wieder kräftig (nach Entstehung der entsprechenden Kaufsignale) investieren können.

 

Aber läuft es für Trendfolger immer so gut? Oder gibt es auch Gegenbeispiele?

DAX-Chart mit Verkaufssignalen
Verkaufssignale beim DAX in 2008 sowie in Folge dessen massive Kursverluste (eigene Darstellung, erstellt mit TraderFox)

 

Schauen wir auf den Chart des DAX in 2013. Wie Sie sehen können, fiel der Index unter den GD250. Gleichzeitig wurde der Anstieg des GD250 immer flacher. Darüber hinaus ging die wichtige (grüne) Unterstützungszone verloren. Was passierte danach? Schauen Sie dazu unten auf den nächsten Chart.

 

DAX-Chart mit Verkaufssignal von 2013
Verkaufssignale beim DAX in 2013 (eigene Darstellung, erstellt mit TraderFox)

 

Wie Sie sehen können, eroberte der DAX die Unterstützungszone einfach zurück und kletterte im Anschluss auch wieder direkt über den GD250. Unmittelbar danach kam es zu einem kräftigen Kursanstieg.

 

DAX-Chart - Verkaufssignale waren im Jahr 2013 Fehlsignale
In 2013 entpuppten sich die Verkaufssignale als Fehlsignale (eigene Darstellung, erstellt mit TraderFox)

 

Wie ich persönlich mit Kauf- und Verkaufssignalen umgehe

 

Was sollen wir jetzt daraus schlussfolgern? Wer sich den Chart des DAX in 2013 anschaut, könnte meinen, dass technische Analyse bzw. quantitative Trendfolge nicht funktioniert. Aber Vorsicht: Situationen wie 2008 kommen immer mal wieder vor und führen dazu, dass viele Privatanleger (und oft aus Profis) nahezu ihr gesamtes Vermögen verlieren. Derartige Verluste haben massive Auswirkungen auf Ihr gesamtes Leben. Mir persönlich ist das viel zu riskant. Nur mal so: Der schlimmste jemals aufgetreten Verluste des DAX liegt bei rund 72%! Um diesen Verlust wieder aufzuholen, müssten Sie weit mehr als 200% Rendite machen – ehrlich, rechnen Sie gerne nach!

Mir ist das zu riskant! Ich bin Trendfolger und achte auf die technischen Signale des Marktes. Ohne Prognosen aufzustellen folge ich diesen Signalen. Das funktioniert natürlich nicht immer perfekt: In 2013 wäre ich nach den Verkaufssignalen aus dem Markt ausgestiegen nur um kurz darauf konsequent wieder eingestiegen (als die Verkaufssignale sich als Fehlsignale herausstellten). Im Ergebnis hätte ich marginal weniger Rendite erzielt als ein buy-and-hold-Investor. Das kann ich verkraften! Es stellt sich aber die Frage, ob ein buy-and-hold-Investor den massiven Kurssturz in 2008 ausgehalten hätte. Nach einem gefühlt ewig anhaltenden Rückwärtsgang hätte er mit anschauen müssen, wie sich fast sein gesamtes Vermögen in Luft aufgelöst hätte.

Einem Trendfolger wäre das nicht passiert und was noch viel wichtiger ist: Ein Trendfolger hätte in 2009 aus einer Position der Stärke heraus sein (zum Glück geschütztes) Vermögen nach Entstehung der entsprechenden Kaufsignale investieren können. Die Strategie ist somit nicht nur „Nerven schonend“ sondern kann zugleich langfristig auch sehr profitabel sein.

 

Fazit: Aktuelle Situation beim DAX

 

Seit Juni 2018 bin ich beim DAX nicht mehr investiert, es gab international und insbesondere beim DAX selbst diverse Verkaufssignale (siehe hierzu z.B. der ganz oben gezeigte Chart oder besuchen Sie mich auf meiner Homepage Trendfolge-Investments.com oder meinem Facebook-Kanal, um meine früheren Artikel und meine jeweils aktuelle Positionierung zu sehen).

Aber: Die Situation in 2013 lehrt uns , dass der Markt es sich auch jederzeit spontan anders überlegen kann. Wir sollten meines Erachtens insofern keine Prognosen aufstellen (wer glaubt, er sei schlauer als alle anderen wird vom Markt meist bitter bestraft!), sondern einfach für alle theoretisch denkbaren Kursverläufe offen sein. Wenn neue mittelfristige Kaufsignale vorliegen, werde ich konsequent handeln und investieren – aktuell ist das allerdings nicht der Fall! Ich bleibe daher an der Seitenlinie stehen und beobachte die weitere Entwicklung. Übrigens: Mein Trendfolge-Algorithmus ist für den DAX ebenfalls weiterhin bearish positioniert.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Börsenhandel. Wenn Sie Fragen haben oder mir ein Feedback schicken möchten, schreiben Sie mir gern jederzeit eine Nachricht: Kontakt@Trendfolge-Investments.com.

Viele Grüße
Christian Hardt

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Christian F. Hardt ist technischer Analyst (M.Sc. in Quantitative Finance) und leidenschaftlicher Trendfolger. Er handelt seit über 10 Jahren verschiedene Basiswerte mit einem Schwerpunkt auf deutsche und amerikanische Aktien. Auf seinem Blog Trendfolge-Investments.com informiert er über aktuelle Investment-Ideen und schreibt wöchentliche Marktkommentare unter Nutzung seines Trendfolgekonzepts.

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